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IV. Materia medica und Toxikologie.
stellt sich lästige Empfindung ein, als verengere sich der Schlund
U| id die Kranken glauben, metallischen Geschmack auf der Zunge
Zu haben. Nach einigen Stunden, wohl auch nach { Stunde ent
stehen häufige Vomituritionen, wobei viel Luftentwickelung aus
'lein Magen vorkommt. Bei Einigen gehen die Vomituritionen
leicht, bei Andern schwer vor sich, wenn auch bei Allen die
Habe dieselbe war, woraus sich wohl ergiebt, dass diese Wirkung
vorzüglich von der Constitution und in specie von der Reizem-
pfänglichkeit der Magennerven abhängt. Weibliche Individuen
erbrechen leichter, als männliche. Dass kein Erbrechen folgt,
ist höchst selten, ln der Regel hält dies anfangs an und wenige
I’age nachher fühlen sich die Kranken wohl. Gerade dies er
heischt bei Anwendung des Indigos Vorsicht und Auswahl, denn
bisweilen ist das Erbrechen so anhaltend und heftig, dass der
Indigo ausgesetzt werden muss. Wie lange die Geneigtheit zuin
Erbrechen bleibt, lässt sich im allgemeinen nicht bestimmen, da
Einige 3— 4 Tage, Andere weit länger bei anhaltendem Gebrau
che des Indigos brechen. Dass nicht nach einigen Tagen Inter-
mission des Erbrechens einträte, ist sehr selten. Sehr bemer-
kenswerth scheint, dass Erbrechen und Zufälle desselben nach
dem Indigo in keiner Art denjenigen wirklicher Brechmittel glei
chen: Bauchmuskeln und Zwerchfell ziehen sich bei weitem nicht
so heftig zusammen und die darauf folgende Dysphorie und Em
pfindung von Mattigkeit ist weit geringer. Die ausgebrochenen
Contenla des Magens haben weiter nichts Ungewöhnliches an sich,
ausser, dass sie sehr dunkelblau aussehen. Bisweilen ist wenige
Stunden nach dem Einnehmen die Flüssigkeit des Ausgebroche
nen so innig mit dem Indigo vermischt, dass derselbe ganz auf
gelöst scheint, woraus man scliliessen könnte, dass der Magen
saft sehr viel zur Digestion des Indigos beiträgt. Ueber unan-
tenehmen Geschmack des Ausgebrochenen hat bis jetzt noch kein
Kranker geklagt. Die zweite Wirkung des Indigos auf den Darm
canal ist Diarrhöe, die gewöhnlich dann folgt, wenn das Er
brechen aufhört, nämlich am 3. — 4. Tage nach Anwendung des
Indigos. Wie nicht alle Kranke nach demselben brechen, so be
kommen auch Manche keine Diarrhöe. R. erinnert sich eines
Kranken, dem man, um ihm täglich Oeffuung zu verschaffen,
neben dem Indigo noch ziemlich starke Laxanzen geben musste.
Hoch ist dies selten nöthig. Meist erfolgt 3, 4, 6 Mal, nicht
leicht öfter, an demselben Tage durch den Indigo Oeffnung.
Eanz bestimmt ist, dass bei einmal eingetretener Diarrhöe diese
so lange fortwährt, als Indigo genommen wird, mag dessen Ge
brauch auch 2, 3 und mehrere Monate fortgesetzt werden. Auch
wird sie dabei nicht leichter, oder seltener, sondern nimmt noch
allmählich zu. Die Ausleerungen sind selten flüssig, meist weich,
halbflüssig und so dunkel-blauschwarz, dass sie wie gestossene,
W't Wasser angefeuchtete Holzkohle aussehen. Erbrechen und
Durchfall werden oft von Magen - und Darmkolikeu begleitet, die