II. Pathologie, Therapie und mediciuische Klinik. 23
fläche zu, an der Stelle, welche die Höhle einschloss, und mit
dem Kippenfelle verwachsen war, fehlte. — An den Gliedmaas-
Ben fand sich das Periosteum in der Nähe der Gelenke geröthet
und mit Ausschwitzungen nach innen versehen. — Dieser hall
bestätigt also die schon oft gemachte Erfahrung, dass eich bei
lang bestandenen Lungenleiden nicht selten ein Gehirnleiden, und
zwar auf der Seite der kranken Lunge, entwickelt, wie das auch
umgekehrt der Fall ist. — Verf. sucht nun die Frage zu erör
tern, ob die Materie oder der Balg zuerst entstand. Die Erlah-
rung lehrt, dass in den Organeu und selbst im Gehirne, krank
hafte Massen ohne Bälge; Bälge ohne Massen, wie auch beides,
nämlich Massen in Bälgen eingeschlossen gefunden werden. Aber
dennoch mag ein bestimmtes Verhältniss zwischen dem Balge und
seinem Inhalte Statt finden. Nacft der gewöhnlichen Annahme
sondert der Balg seinen Inhalt ab; aber unser Vrf. glaubt, der
Balg ist dazu da, um das Kranke vom Gesunden zu
sondern, und unterstützt diese Meinung mit folgenden Grün
den: 1) Alle Bälge, welche noch nicht lange, ohne allen Schmerz
und ohne alle Entzündung der Umgebung, bestanden haben, sind
stets einer serösen oder Schleim-Haut ähnlich. 2) Aeltere Bälge
haben dickere, dichtere, nicht selten fibröse und endlich knö
cherne Wände. Bei den knöchernen Bälgen ist die äusserste
Schicht hart und fest, die mittlere fibrös; die innerste serös
oder schleimig, der Balg mag mit Eiter, Blut, Serum, oder mit
etwas Anderm gefüllt seyn. 3) Mit der Verknöcherung hat der
Balg den Endzweck seiner Entwickelung erreicht, denn er wächst
nicht mehr und sondert nun nicht mehr ab. — Die serösen und
die Schleimhaut - Hüllen sind die ursprünglichen Hüllen der Bälge,
welche Flüssigkeit enthalten: sie bilden sich um früher ergossene
Flüssigkeiten. Der Balg bildet sich um den Eiter; denn
linden sich im Gehirne oder in andern Theilen mehrere Eiter
depots, so sind die kleinern Eiterpunkte ohne Hülle, während
hei den mittlern der Balg im Werden begriffen und bei den gröss
ten der Sack schon dick, deutlich und vollkommen entwickelt ist.
So ist also die Balgbildung nur eine Form der Thätigkeit, wo
durch die Natur das örtlich Schadhafte zu beseitigen und un
schädlich zu machen sucht. Den nächsten Stoff zu der Balgbil
dung liefert das Zellgewebe, und das Zellgewebe ist überhaupt
zur Einhüllung und Verklebung der organischen Theile vorhan
den und wird bei der Balgbildung das Mittel zur Begränzung des
Krankhaften. — Ob der Balg ursprünglich als Schleimhaut, oder
als seröse Bildung erscheine, ob diese oder jene Haut entstehe,
scheint nicht zufällig zu geyn, sondern von der Flüssigkeit, wel
che die Ursache der Balgbildung wird, bestimmt zu werden; er
gossenes Blut bildet eine seröse Fläche zur Umhüllung; Eiter
erzeugt eine der Schleimhaut ähnliche Membran; und je mehr
die übrigen Flüssigkeiten dein Blute oder dem Eiter näher ste
hen, desto mehr nähert sich der Balg der serösen oder der