22 II. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
Anfälle schwoll die rechte Wange nebst alleh Gelenken der obern
und untern Gliedniaasscn schmerzhaft, hart, roth an, so dass sich
Pat. gar nicht bewegen konnte. So weit war er im 7. Jahre
nach Beginn der Krankheit gekommen. Bei näherer Uittersu-
chung erschien die rechte reg io subcluvicular. gegen die- linke
eingefallen: an dieser Stelle war die Percussion dumpf; kein
Athmungsgeräusch, aber Ilohlenathmen, pectiis loqucns und rhou-
chuti mucosus wurden au einer sehr umschriebenen Stelle deut
lich gehört. Man diagnosticirte: eiternde. Höhle im obern Lap
pen der rechten Lunge; Hepatisation des umgebenden Lungenge
webes, und rheumatische Periostitis der Wange, Hände und
Füsse. Eine Swöcheutliche Behandlung setzte den Pat. in den
Stand, zu seinen Geschälten zurückkehren zu können; aber schon
nach kaum 2 Monaten kehrten die alten Beschwerden in Beglei
tung von neuen zurück. Pat. verliert die Besinnung, wird links
halbseitig gelähmt und stirbt nach einigen Tagen ohne Bewnsst-
seyn. — Die Oberlläche des Gehirns war blutreich; in seinem
Cent rum semiovale der rechten Seite, nach dem hintern Hirn
lappen zu, entdeckte man -eine raissfarbige erweichte Stelle, und
in deren Mitte, d. h. in der Nähe des Sehhügels, eine-2 Z. lange
und 1J Z. breite Geschwulst von ovaler Gestalt und ohne einen
festen Anhangspunfct; Der rechte .Seitenventrikel .war mit Eiter
angei'üllt, und als dieser entleert war, so zeigte sich iii-derNähe
des Sehhügels in seiner Wand ein kleines -Loch, durch welohes
beim Drucke Eiter in den .Ventrikel drang und eine ':Sonde: in
oben beschriebene Geschwulst geführt werden konnte. Die Stelle,
wo sich dje Oeffnung befand; war etwas gerötliet und weich. Die
Geschwulst liess sich aurf der erweichten MaSse herauslösen;> sie
bildete einen mit Eiter gefüllten Balg, der nach Entfernung des
Eiters imveudig wie eineiSchleimhaut, und dessen Wand:4 Lin.
dick und locker war. Ais man ihn in Wasser reinigte, zerfloss
er in grosse Stücke, welche nach 12 Stunden zu kleinen 'Flocken
geworden waren. Eine andere Geschwulst von gleicher Beschaf
fenheit und ebenfalls mit Eiter gefüllt, fand man im hintern Lap
pen, in der Nähe des hintern Horns. Auch dieser Balg-liess sich,
ohne einen festen Adliäsionspnnkt zu gewahren, aus der umge
benden weichen Hirnmasse herausnehmen und, wieder erste, in
Flocken maceriren. — Der obere Lappen der rechten Lunge
umschloss eine enteneigrosse Höhle, die theilweise mit einer stin
kenden gelblichen Materie gefüllt war und durch einen Bronchial
zweig mit den Luftwegen in Verbindung stand. Diese Höhle
war mit einer festen Haut ausgekleidet, welche sich leicht ab-
präparireu liess und derjenigen Membran glich, welche man in
alten Geschwüren au der Oberfläche- des Körpers findet. Das
umgebende Parenchym war .ziemlich fest und stellenweis knor
pelartig oder speckähniich. Hieran reihte sich eine andere
Schicht, welche einer ziemlich festen Hepatisation glich. Nun
folgte das normale Lungengewebe, welches bloss nach der Ober-