262 III. Pathologie, Therapie und mcdicinische Klinik.
etoffs im diabetischen Urine durchaus nicht weggeläugnet werden
kann. Unter welchen Bedingungen aber derselbe mit secernirt
werde, habe ich eben so wenig ergründen können, als warum
hier bei so bedeutender Colliquation seihst das Eiweiss nicht eon-
stant in dem Urine gefunden wurde. Das Sonderbarste aber ist,
dass gerade die beiden genaueren Untersuchungen, welche mit
dem Urine so unähnlicher Kranken angestellt worden sind, so
sehr mit einander übereinstimmen. Es sind dies Räthsel, weich 6
die Zukunft lösen muss, wenn man eine auf Thatsachen gegrün
dete, der Wahrheit möglichst nahe, Theorie über die Honigharn
ruhr aufgestellt haben wird.
III. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
147. Ueber den Werth der verschiedenen Zeichen
der Auscultation; von Dr. Philipp in Berlin. — Nachdem
uns der Verf. versichert hat, dass die Auscultation und Percus
sion die grössten diagnostischen Mittel in Brustkrankheiten seyen,
erklärt er die durch diese Methoden erhaltenen Zeichen für Fun
ctions- und Organisations-Symptome, und hält sie deshalb mit
Recht für objectiver, stetiger und begrenzter, als alle andern
Symptome in den Krankheiten der ßrustorgane. Diese andern
Symptome können zwar ebenfalls objectiv seyn, werden aber zu
nächst immer nur durch örtliche, oder allgemeine Reaction her
vorgerufen, und geben weniger ein genaues Maass für den Grad
und die Ausdehnung des Uebels, als vielmehr den Beweis für
das ErgrifFenseyn des einen oder des andern physiologischen Sy
stems. Die Stetigkeit der durch die Auscultation erlangten Sym
ptome ist aber keineswegs absolut, Dr. Philipp erfuhr dies in
Herzkrankheiten, auch erhellt es aus einigen stethoskopischen Be
merkungen, die schon in dieser Zeitschrift Platz fanden. Be
grenzter, und daher positiver sind die stethoskopischen Zeichen
gewiss, und schon deswegen erlauben sie eine bei Weitem be
stimmtere Diagnose, wofür sich Dr. Philipp mit Recht der Pneu
monie als Beispieles bedient. Wenn er aber sagt, dass manche
Phthisiker ihrer Krankheit erlägen, ohne dass die Auscultation
jemals ein Zeichen von Tuberkeln gegeben habe, so kann er nur
solche seltene Fälle meinen, wo sehr einzelne Tuberkeln, deren
Gegenwart allerdings schwer zu erkennen ist, einen äusserst lang
samen Verlauf machten, und sehr spät erst durch hektisches Fie
ber den Tod herbeiführten. In solchen Fällen, deren Louis als
latenter Phthisis Erwähnung tliut, brachten die im übrigens ge
sunden Lungen-Parenchym vereinzelten Tuberkeln nur sehr ge
ringe Beschwerden hervor, so dass sich die Kranken keiner Un
tersuchung und Behandlung unterwarfen, lange Zeit mit einer
selbst grosseu Vomica herumgingen, ohue über etwas anderes,