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VII. Psychiatrie.
140. Heftiger Kopfschmerz durch das Stillungs-
gescliäft bedingt; vom Kreisphys. Br. Mierendorff in Stral
sund. M. beobachtete bei einer sonst gesunden Wöchnerin, die
ihr Kind mehrere Wochen gestillt hatte, in der 4. Woche nach
der Entbindung, so oft bei Verstopfung Oeffnung bewirkt wurde,
wiithende Kopfschmerzen mit dauernden heftigen Krämpfen, die
sogleich aufhörten, als das Kind einer Amme übergeben wurde.
[{Jaspers fVochenschr.f. d. ges. Heill:., 1835., Nr. 20.]
VII. Psychiatrie.
141. Periodische Ectasis maniaca; vom Kr.-Phys*
Br. Muhriseck in Demmin. Ein gesunder, kräftiger, geistig sehr
günstig organisirter,■ löjähriger Knabe, der schon mehrere Jahre
bei einem Fuhrmanne zur Zufriedenheit desselben gedient hatte,
fing im Dec. t. J. an, mancherlei, ihm früher nicht eigene, al
berne Streiche zu machen. Da er jedoch bald wieder ins vorige
verständige Gleis kam, so achtete man wenig darauf. Mitte Jan.
wurde aber die Sache ernsthafter. Der Fuhrmann schlachtete
ein Schwein, wobei der Knabe helfen sollte. Dieser wiedersetzte
sich mehrmals, sprach tolles Zeug und wollte fortlaufeu, wes
halb ihn der Herr derb prügelte. Höchst erzürnt ging der Knabe
auf die Polizei und verklagte seinen Herrn nicht nur, weil er
ihn geschlagen, sondern vorzüglich weil er ihn habe im heissem
Wasser ersäufen wollen. Er blieb nun in Wahnsinn. und Ver
rücktheit, indem er Subjectives mit Objectivem verwechselte,
und unvernünftige Urthcile und Meinungen äusserte. Versuchte
man, ihm dieselben auszureden, so wurde er so zornig, dass Tob
sucht zu befürchten stand. Seine Geberden deuteten auf die
höchste Aufregung, der Blick war verstört, die Pupillen erweitert,
der Puls häufig, voll, härtlich, die Zunge etwas bräunlich belegt,
der Stuhlgang verstopft, der Durst gross, die Esslust gering. Die
Seelenstörung für Folge der harten Behandlung von Seiten des
Herrn ansehend, übergab ihn M. verständigen Wärtern, die ihn,
wie er sich gerade betrug, bald sanft, bald hart behandelten,
überredete ihn zu seinen gewöhnlichen Arbeiten, wozu er sich
jedoch nicht verstehen wollte, und als ihn endlich die Ruhe ganz
floh, und er Tag und Nacht Unsinn schwatzte, der Tobsucht sehr
nahe kam, und für freundliche Zusprache völlig gefühllos war,
verordnete er einen Aderlass von 10 Unzen Blut am Arme, liesS
ihn hungern, reichte ihm starke Brech- und Purgirmittel, und
gab dann Tinct. Strom, in steigender Gabe. Nach 14tägiger Be
handlung der Art schienen Wahnsinn, Verrücktheit und Tobsucht
sich grossentheils verloren zu haben, und der Knabe fing an bei
einem Ackerbürger etwas zu arbeiten. Docli plötzlich stellte sich
der frühere Zustand wieder ein, so dass Pat. ins Lazareth ge-