Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

V. Chirurgie und Ophthalmologie. 251 
wohnliches Blut, in der übrigen Zeit aber soll es dunkelbläulich 
gewesen seya. Als der Blutabgang nach 40 Tagen aufhörte, 
fühlte Pat. schmerzhaftes Spannen iu der leidenden Brust, und 
man sah an der Stelle der Verhärtung einen rothen Fleck mit 
bläulichem Umfange. Bald nach Erscheinen desselben wurde die 
verhärtete Stelle weicher, zugleich aber vergrösserte sie sich im 
mer mehr, was Pat. bestimmte, am 7. Mai 1834 in der chir. 
Klinik Hülfe zu suchen. An der rechten Brustdrüse erschien 
I eine unschmerzhafte, bedeutend grosse Geschwulst, welche die 
ganze Brustdrüse einnahm, sich aber besonders stark nach oben 
ausgedehnt hatte. Sie war kugelrund, mit der ganzen Masse 
der Brust beweglich und verschiebbar elastisch gespannt, deut 
lich flucluirend; die Haut über derselben war natürlich, nur oben, 
wo sie am stärksten ausgedehnt war, verdünnt und bläulich, hn 
Umfange war die Geschwulst so innig mit den verdrängten Re 
nten der Brustdrüse verbunden, dass man Abgränzung von ihr 
gar nicht bemerkte, und die Wandungen fühlten sich sehr fest, 
dick an. Strangartige Fortsetzungen von der Geschwulst gegen 
die Achselhöhle fühlte man nicht und die Drüsen der Achsel 
höhle waren nicht geschwollen. Allgemeinbefinden und Ausse 
hen waren gut und die Menstruation regelmässig. Man nahm 
die Geschwulst für eine cystische, die sich in der Masse der 
Brustdrüse entwickelt und bei ihrer Zunahme diese tlieils ver 
drängt, theils durch Absorption zum Schwinden gebracht habe. 
An Exstirpation der Geschwulst war nicht zu denken: man hätte 
die ganze Brust wegnehmen müssen. Der Vrf. punctirte daher 
die Geschwulst mit der Lanzette und vergrösserte den Einstich 
bis zur Brustwarze und zur Basis der Geschwulst nach oben, wo 
sie am stärksten hervorgetrieben und die Haut am meisten ver 
dünnt war. Es floss dünne, seröse, grünlich gefärbte llüssig- 
keit aus. Die Wandungen der Höhle wurden von einer ziemlich 
dicken, fibrösen Kapsel gebildet, auf deren innerer Fläche eine 
Menge rother, fungöser Excrescenzen von verschiedener Grösse 
erschienen, die Ch. mit Coornx’scher Scheere abtrug. Die grösste 
dieser Excrescenzen sass nach unten auf der hintern Wandung 
der Geschwulst auf einer verhärteten und ordentlich knorpeligen 
Stelle der Kapsel. Sie hatte den Umfang eines kleinen Thalers 
und wurde ebenfalls mit Bistouri und Pincette weggenommen. 
Da nach Abfluss der serösen Flüssigkeit die Wandungen zusam 
menfielen, konnte Ch. die Wundränder der Kapsel unter den 
llauträudcrn heranziehen und von der Haut etwas ablösen, so 
dass er auf jeder Seite des Schnitts ein halbmondförmiges Stück 
von den Rändern der Kapsel mit der Scheere abtrug. Nach Rei 
nigung der Wunde belegte er die Höhle mit Schwamm und ge 
festigte darüber Charpie mit Heftpfiasterstreifen. Besondere Zu 
fälle blieben aus. Am 4. Tage wurde der durchnässte Verband 
erneuert, der Schwamm weggenommen und die Wunde mit tro 
ckener Charpie belegt. Die Höhle zog sich bald bedeutend zu-
	        
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