Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

18 II. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
Stunden, oft auch noch früher zurück. Pat. fühlte den Anfall 
einen Moment vorher, ohne jedoch so viel Zeit zu haben, dies 
zu sagen, denn sogleich ging das Bewusstsein verloren. Nach, 
dem Anfälle kehrte dasselbe nur langsam und allmählich wieder, 
Geisteskräfte und Sinne waren sehr stumpf , der Körper sehr ab 
gemattet und Pat. hatte nicht Zeit, sich zu erholen, bis ein neuer 
Anfall kam. Das Gesicht war noch mehr als sonst blauroth auf 
getrieben, die Augen glänzten uud die Pupille war sehr beweg 
lich. Der Puls war in der Intermission voll, nicht hart und hatte 
über 90 Schläge in der Minute. Die Zunge war rein, der Ap 
petit jedoch verloren, auch war der Durst nur gering. Geber 
Schmerz klagte Pat. nicht, sondern nur über Schwindel und Druck 
im Gehirn. Die Se- und Excretionen gingen säinmtlich normal 
vor sich. Die Stimme war sehr schwach, kaum vernehmbar, 
doch war die Stimme auch sonst etwas schwach gewesen. B. 
liess zuerst reichlich zur Ader. Das Blut zeigte viel Cruor, aber 
keine Speckhaut. Dann wurden beständig kalte Umschläge um 
den Kopf gemacht, Sinapigmeu und Vesicantien gelegt und inner 
lich salzige Abführmittel und später Kalomel gegeben, doch alles 
ohne Erfolg. Nach mehrereu Tagen, als die Anfälle noch gleich 
oft und heftig wiederkehrten, wurden Narcotica mit kleinen, oft 
gereichten Gaben von Kalomel benutzt, auch mit den kalten Um 
schlägen fortgefahren. Doch blieb der Zustand der frühere, nur 
ass Pat. in den Intermissionen bisweilen etwas Suppe mit Appe 
tit. Speichelfluss trat, trotz der Menge Kalomel, nicht ein. Ei 
nige Tage darauf gab It. iu Rücksicht auf das Intermittiren des 
Ucbels und weil das bisherige Verfahren nicht zum Ziele führte, 
ein starkes J)ec. Cliin. mit Spir. Vitriol., doch hatte auch dieses 
keinen Erfolg. Die Convulsionen waren am 8. Tage der Krank 
heit noch gleieh heftig und kehrten noch eben so oft, wie am 
ersten, zurück. Pat. wurde immer stumpfsinniger, konnte nur. 
ganz leise reden, sagte es aber, wenn er ein körperliches Be- 
dürfuiss befriedigen wollte. Er ass ziemlich, schlief jedoch nie, 
wenn er auch meist die Augen geschlossen hatte, und konnte^ 
wenn er auch nicht gelähmt war, doch wegen Erschöpfung der 
Muskelkraft die Glieder nicht gebrauchen. Der Kranke setzte, 
jetzt alle Mittel aus, worauf die Anfälle einige Zeit noch die 
selben waren, dann aber seltener wurden und nach 3 Wochen 
vom Anfänge an ausblieben. Nach einigen Wochen konnte Pat. 
wieder arbeiten, doch machte er alles langsam uud unbehülilich 
und sein früher schon nicht grosser Verstand hatte viel gelitten, 
auch hatte er von nun an oft Kopfweh und Schwindel, ass aber 
mit Appetit und hatte bald die frühere Beleibtheit wieder. Ge-, 
berhaupt war er durch sein langes Leiden wenig abgemagert, 
besonders im Gesichte. Im Dec. 1830 klagte er über heftigen 
krampfhaften Husten mit bedeutendem purulentem Auswurf«, 
Beim tiefen Einathmen fühlte er Stechen auf der linken Seite, 
der Puls war frequent, klein; die übrigen Functionen normal,
	        
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