Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

III. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 233 
wurden, presste Pat. sogleich wieder zurück. Vom Crotonöl hatte 
sie 4 Tropfen hei sich behalten, als sie aber den 5. nahm, er 
brach sie sich so heftig, dass auch das früher Genommene mit 
abging, und eine weitere Gabe nicht angenommen wurde. II. un 
tersuchte das Itectuin wieder, und fand es ganz leer. Als er 
aber mit dem Zeigefinder mit einiger Gewalt wo möglich höher, 
als am Tage vorher, zu dringen suchte, entdeckte er eine last 
knorpelartige, kreisförmige Verhärtung des Rectum an der Ueber- 
gangstelle ins Colon descendens, welche dasselbe fast vollständig 
zusammen schloss, und nur nach oben einen ganz kleinen Theil 
des Lumen frei Hess. Er konnte mit der Spitze des Zeigefin 
gers gerade in die Oeffnung der Verhärtung eingehen, aber wei 
ter zu dringen, um so Länge oder Grösse zu beurtheilen, war, 
aller Mühe ungeachtet, unmöglich. Bei Untersuchung durch die 
Scheide fand sich der Uterus nach vorn herunter gedrückt, der 
Muttermund hoch nach hinten stehend, das Laquear vaginäe aber 
so gespannt, dass es dem Fingerdrucke durchaus nicht nachgab, 
da die höchst ausgedehnten Därme die Beckenhöhle ganz aus 
füllten. Der Urin ging immer noch ungestört ab. Sonst war 
Pat. mehr erschöpft, als gestern, der Puls kaum fühlbar, die Ex 
tremitäten eiskalt, die Zunge trocken, der brennende Schmerz im 
Schlunde vermehrt, das schmerzhafte Erbrechen und Schluchzen 
ungemein häufig, und der Leibschmerz noch immer derselbe. 
Pat. wollte sterben und von keiner Medicin etwas wissen. H. 
hatte 4- Pfund Merc. viv. mitgebracht, zu welchem Mittel er sich 
durch die Dringlichkeit der Umstände besonders in so fern be 
rechtigt hielt, als er Kothansammlung für die Ursache der Krank 
heit genommen hatte. Da er aber nun die eben beschriebene 
Verhärtung entdeckte, und diese für krampfhaft ansehen zu müs 
sen glaubte, da sie wohl von Anfänge der Krankheit an zugegen 
war, und doch die harten Fäces, die er bei der ersten Untersu 
chung angetroffen, durchgelassen haben musste, somit nicht in fi- 
xirter Metamorphorse des Darms begründet seyn konnte, so hielt 
er jetzt um so mehr einen Versuch mit dem Quecksilber erlaubt. 
Nur mit grosser Mühe gelaug es ihm, die Frau zum Einnelnneu 
dieses Mittels zu bewegen. Der Vrf. gab ihr selbst einen klei 
nen Esslöffel voll auf einmal ein und liess sie 10 Iroplen 
Laud. darauf nehmen. Pat. schluckte das Quecksilber in der 
Rückenlage zwar mit einiger Mühe, aber doch ganz hinunter 
und klagte nur darüber, dass es ihr so kalt den Ilals hinunter 
Saufe. Erbrechen und Schluchzen hörten aber im Augenblick auf, 
und kehrten während der ganzen Krankheit nicht wieder. Nach 
Verordnung des Vrfs. sollte die Kranke eine Stunde darauf wie 
der 1| Unzen, und die übrigen 5 Unzen ebenfalls innerhalb 2 
Stunden so nehmen, dass sie alle Stunden 2^ Unzen bekäme. 
Jedes Mal sollten 10 Tropfen Laudanum nachgegeben werden. 
Nächstdem verordnete II. ein warmes Bad, Klystiere von reinem 
Keinöl und Einreibungen des Unterleibs mit warmem Leinöl und
	        
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