If. Pathologie, Therapie and medicinische Klinik. 17
wie früher, mit afficirt. Die Anfalle fingen täglich Morgens ge
gen 9 Uhr an, waren gegen 11 Uhr am heftigsten und ver
schwanden gegen 2 Uhr Nachmittags. Fieber oder sonst eine
Complication nahm man nicht wahr, die Verdauung war unge
stört, die Intermission frei. Pat. erhielt nach dem 2. Anfalle alle
2 Stunden 2 Gr. Chinin mit £ Gran Opium; 6 solche Gaben
änderten nichts, als dass der Typus nachsetzte. Man legte da
her ein Vesicans hinter das linke Ohr und streute auf die wunde
Hautstelle täglich 2 Gr. Chinin mit 1 Gr. Opium. Mehrere Tage
blieben die Anfälle intensiv wie früher, kehrten aber mit jedem
Tage Stunde später zurück und verloren eben so viel an Dauer.
So wurde der Anfall allmählich kürzer und blieb nach lOmaliger
Wiederkehr bei Fortsetzung der äusseren Behandlung ganz aus.
— Grundursache dieser Neuralgieen war in allen diesen Fäl
len Rheumatismus, dem der herrschende Krankheitsgenius inter-
mittirenden Charakter aufgedrückt hatte. Gegen Rheumatismus
gerichtete Behandlung würde schwerlich geholfen haben: es
musste besonders der intermittirende Charakter beachtet werden,
weshalb auch das Uebel in den beiden ersten Fällen febrifiigis,
im 3. der örtlichen Benntzung des Morphium, dessen enderma-
tische Wirksamkeit bei Wechselfiebern der Vrf. anderweitig be
währt fand, wich. Im letzten Falle währte die Cur länger, was
in Unzuverlässigkeit des bei Wechselfiebern endermatisch ge
brauchten Chinins Erklärung findet und wobei das auf gleiche
Weise benutzte Opium, so wie Oifenerhaltung des Vcsicators
durch reizende Eigenschaft des Chinins mit in Betracht koumen
muss. Dem leidenden Theile näher, auf die Stirn angewendet,
hätte das Chinin vielleicht schneller gewirkt, doch steht dieser
Behandlung entgegen, dass das Chinin, sulphur. meist die Cutis
zerstört und so das Gesicht verunstalten wurde. [Med. Zeit. v.
Vereine f. Heilkunde in Premsen, 1835, Nr. 12.]
6. Desorganisation im Gehirne; von Dr. Rösch in
Schwenningen. Der diesen Fall liefernde Kranke war ein 28jäh-
riger, verheiratheter, untersetzter, wohlgenährter Küfer mit brei
ten Schultern, kurzem Halse, verhäUnissmässig grossem Kopfe
und aufgetriebenem, blaurolhem Gesichte. Er hatte die dicken
Lippen, die dicke Nase und die groben Gesichtszüge der an tor
piden Scropheln Leidenden, ohne jedoch Zufälle der Scrophel-
sucht gehabt zu haben. Seine Physiognomie drückte etwas Dum
mes, \erdries8liche8 aus, er war träge, hatte keinen grossen
Verstand, lebte aber geregelt. Von Jugend auf litt er viel an
Kopfweh, sonst aber war er immer gesund gewesen. Von sei
nen zwei Kindern war das eine atrophisch, hn Sommer 1830
klagte er einige Wochen über unbedeutendes Kopfweh uud Schwin
del, als er plötzlich allgemeine Convnlsiouen bekam. Sie waren
sehr heftig, besonders waren die Muskeln des Gesichts fürchter
lich thätig. Der Anfall dauerte einige Minuten, endigte mit tie-
lem Röcheln und Schaum vor dem Munde und kehrte alle halbe
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