Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

III. Pathologie, Therapie und medichiische Klinik. 211 
ein sanftes Purgans und ein Sinapismus im Nacken eine günstige 
Aenderung hervor. Endlich stellte sich am Abende des 6. oder 
1. Tages ein heftiger Anfall von Kopfweh mit Frost, Dehnen 
und Rieseln in allen Gliedern ein, worauf später Wärme folgte, 
während der Puls stets träge und langsam blieb. Dieser Anfall 
erneuerte sich am folgenden Abende und setzte eine Cephalaea 
intermittens anomala ausser Zweifel, welche sofort durch Chinin 
beseitigt wurde. — Obgleich die Scharlach-Epidemie im 
allgemeinen nicht bösartig war, so kam doch Wassersucht, als 
Folgekrankheit häufig, und auch mancher schwierige Fall vor. 
Ein Kind von Jahren wurde von starkem Fieber mit brennen 
dem Durste ergriffen, wobei die Zunge sehr belegt war und der 
Appetit gänzlich mangelte. Ein Brechmittel, welches gereicht 
wurde, wirkte sehr wenig: das Fieber ward noch heftiger, die 
Haut brennend, der Puls voll und frequent. In der Nacht schrie 
das Kind plötzlich auf und bekam einen heftigen Starrkrampf: 
am Morgen war der ganze Körper des Kindes mit Scharlach be 
deckt. Dasselbe verlief bei einem streng antiphlogistischen "Verfah 
ren m den ersten Tagen regelmässig, als die schon seit mehrern 
Tagen im Munde, zumal an der Zunge und am Zahnfleische ent 
standenen aphthösen Geschwüre immer grösser wurden und sich 
tiefer in den Hals hinein verbreiteten. Die Halsentzündung 
mit ihren Zufällen nahm überhand, es bildete sich ein neues 
lebhaftes Fieber aus und der Zustand schien sehr bedenklich. Es 
wurden an jeder Seite des Halses zwei Blutegel applicirt, ein 
starkes Brechmittel gereicht, Kataplasmen um den Hals gelegt 
und Einspritzungen von Salbei und Chinaabkochung mit Myrrhe 
und Roseidionig gemacht. Die Behandlung war peinlich, aber 
segensreich, und als erst die Widerspenstigkeit des Kindes gegen 
Genüsse von Nahrungsmitteln besiegt worden, erfolgte die Gene- 
sung. Vier Tage später erkrankte die um 2 Jahre ältere 
Schwester jener Kranken und bekam ebenfalls , obgleich weniger 
bösartige, aphthöse Geschwüre im Munde. Das Scharlachfieber 
wich der antiphlogistischen Beliandlüng, und in beiden Fällen 
stand die schwache Desquamation mit der vorhergegangenen be 
deutenden Scharlachröthe nicht im Verhältnisse. — Zwei andern 
Fälle von Scarlatina liefen schon im Stadium eruptionis tödtlich 
sb. Bei einem 7jährigen Knaben trat das Uebel gleich in ma- 
lignöser Form auf. Bei sehr mattem und beschleunigtem Pulse, 
kurzem und schnellem Athem, brennend heisser und dunkelrq- 
ther Haut konnte der Knabe nirgends Ruhe finden, klagte über 
Brustschmerzen, verlangte Stets kaltes Wasser und erbrach viel 
molkenartige Flüssigkeit. Sechs Blutegel, auf die Brust gesetzt, 
ünd Kalomel, stündlich 1 Grnn gegeben, verschafften etwas Ruhe. 
Allein der Kranke ILess alles (weissliche Stuhlausleerungen) un 
ter sich, ward wieder, sehr uiiruhig, delirirte, brannte am Kopfe 
u fld sali schläfrig aus. Sechs Blutegel, an die Schläfe gesetzt, 
schafften keine Erleichterung, das Fieber steigerte sich und die
	        
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