210 III. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
sicatorien, Sinapismen und andere verordnete Mittel wurden höchst
unvollständig angewendet; auch die übrige Äbwartung ward sehr
vernachlässigt; die Lebensgefahr dauerte über 4 Wochen und
dennoch kam die Genesung, zwar langsam, aber nichts desto
weniger vollständig zu Staude. — Der andere Fall betraf ein
19jähriges Mädchen, welches kaum erst von einer andern Krank
heit genesen und in einem, dem letzten Stadium der Febris he-
ctica ähnlichen Zustande war. Dazu kam noch die gänzliche
Vernachlässigung der Pflege und Ab Wartung, wodurch der Natur
der Sieg schwer gemacht wurde; jedöch Ward er binneii 4 Wo
chen doch erkämpft. — Eine 29jährige Frau, welche vor 9 Wo
chen glücklich entbunden worden, hatte sich zu früh herausge-
macht ulid stark erhitzt. Nachdem sie schon 4 Tage krank ge
wesen und wegen gastrischer Zufälle ein Vomitiv genommen,
fand sie Vrf. mit einem Pulse von 120 Schlägen, warmer, et
was feuchter Haut., geschlossenen Augen, mässig beschleunigtem
Athem, still und regungslos daliegend, über nichts klagend und
nach nichts verlangend, ohne Sprache und heftig dürstend. Nach
einige Mal bewirktem Abführen wurde der Puls langsamer und
gehobener; Besinnung und Sprache kehrten zurück; aber der
Torpor kehrte bald wieder und die Krankheit verlief mit dem
11. Tage tödtlich. — Unter den Wechsel fieberkranken
sind folgende zwei herauszuheben: Ein 12jäliriges Mädchen war
noch ganz unentwickelt, hatte einen sehr aufgetriebenen Unter
leib und mannigfache, damit zusammenhängende Zufälle von Dys
pepsie und andere Verdauungsbes^hwerden, sah kachektisch aus
und fieberte etwas. Nach Regulirung der Diät und des Verhal
tens wurden sanft eröffnende Mittel angewendet, worauf Pat. ein
besseres Aussehen gewann, regelmässige Stuhlausleerungen be
kam , die Spannung und Auftreibung des Unterleibs verlor u. s. w-
Dieses Mädchen bekam Anfangs Septembers ein Quotidianfieber,
welches seine Anfälle gegen Abend machte. Die Haut wurde
brennend heiss, ohne dass deutlicher Frost vorherging, der Kopf
brannte, der Puls war voll und frequent. Pat. lag starr und
Steif auf dem Rücken, war bei Besinnung und konnte weder die
Zunge herausbringen, noch die Arme heben: die Muskeln waren
dem Willen vollkommen entzogen. Nachdem dieser Zustand 6 bis
11 Stunden gedauert und Schweiss eingetreten, war die Kranke
ganz fieberfrei. Ein gereichtes Brechmittel milderte die Anfälle
und das Fieber wich nun bald. — Ein sonst gesunder Mann von
80 und einigen Jahren hatte seit mehrern Tagen bei erhöfite'r
Hauttemperatur über heftiges, unerträgliches Kopfweh geklagt,
das sich zu unbestimmten Zeiten plötzlich einfand und mit ganz
ungewöhnlicher Apathie und Muthlosigkeit verbunden war. Ein
genommenes Brechmittel schaffte viel Schleim und Galle fort,
besserte aber den Zustand nicht. Pat. schlief unruhig, phanta-
sirte, hatte am andern Morgen zwar weniger Kopfweh, fühlte
sich aber ganz ungewöhnlich abgespannt. Eben so wenig brachte