Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

206 III. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
schon aus dem bis jetzt Mitgetheillen, wie nothwendig es ist, die 
Untersuchung mit dem Stethoskop und Plessimeter wiederholt, so 
oft es geht, vorzunehmen, wenn man wirklich durch dieselbe zu 
einem sichern Resultate kommen will. Namentlich bei acuten 
Krankheiten kann man sich vom ganzen Verlaufe und den vor- ^ 
kommenden Veränderungen nur dann gehörig Rechenschaft ge 
ben,'wenn man die Auscultation und Percussion, ich möchte sa 
gen wie das Pulsfühlen, so oft als möglich vornimmt. Eben so 
wenig dürfte es rathsain seyn, auch bei chronischen Krankheiten 
mehrere Tage ohne eine erneuerte Untersuchung vorübergehen 
zu lassen. — Selbst bei einer sehr langsam verlaufenden Phtbi- 
sis, wo die organischen Veränderungen von Woche zu Woche ganz 
unmerklich fortschreiten, bleiben sich doch die durch Percussion 
und Auscultation erhaltenen Symptome nicht immer gleich, ja 
sie sind sogar vom Morgen bis zum Abende desselben Tages 
verschieden; sie lassen sich zwar mit den vorhandenen Umstan 
den in Uebereinstimmung bringen,' erfordern aber dennoch eine 
fortdauernde Beobachtung zur genauen Erkenntniss, Hat man es 
z. B. mit einer oder mehreren- Vomicis zu thuu, so muss, der 
Regel nach, die entsprechende Stelle des Thorax einen mehr 
«der weniger sonoren Ton geben, man muss beim Athemholen 
kein oder nur sehr wenig Bläschengeräusch bemerken, dagegen 
die Bronchialrespiration, den Höhlenton und das Gurlen (gar- r 
gouillement) der in der Vomica enthaltenen Eiterflüssigkeit hö 
ren; beim Untersuchen der Stimme endlich muss man deutliche 
Pectoriloquie vernehmen. Geschieht es nun aber, dass der Arzt 
seinen Kranken am frühen Morgen untersucht, nachdem sich wäh 
rend der Nacht viel Eiter in der Vomica angesammelt hat, so 
wird die Percussion einen matten Ton gehen, man wird keinen 
Höhlenton vernehmen können, wohl aber das Geräusch eines an- 
stossenden, verschwindenden Hauches (souffle voile) und starkes 
Gurlen. Vergebens wird man unter solchen Umständen nach der 
Pectoriloquie forschen, höchstens unterscheidet man eine undeut 
liche Bronchophonie. Hat sich aber eben durch einen heftigen 
Hustenanfall die Vomica geleert, oder untersucht man am Abend, 
wo selten viel angesammelter Eiter in den Vomicis gefuuden wird, 
weil die Absonderung geringer ist, oder das Abgesonderte bei 
geringerem Reizvertrage immer ausgeworfen wird, so erhält man 
durch die Percussion einen sonoren Ton, beim Auscultiren ver 
nimmt man deutlich die Pectoriloquie, der Husten hallt in der 
Höhle wieder, das Athmeu erregt das Höhlengeräusch, aber na 
türlich hört man kein Gurlen und keinen anstossenden Hauch. — 
Es giebt ausserdem selten Fälle, wo, trotz der sorgfältigsten ste- 
thoakopischen Untersuchungen, das Daseyn von Tuberkelhöhlen 
nicht während des Lebens nachgewiesen werden konnte. Louis 
hat zwei Beobachtungen der Art gemacht. In dem einen Falle 
fand sich eine weite Vomica, die von einer fibrösen Masse so 
ausgefüllt war, dass man während des Lebens keine Höhlenre-
	        
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