182 V. Chirurgie und Ophthalmologie.
ten sich für diese Operation feste Normen aufstellen lassen , da
gerade bei den dieselbe bedingenden Anomalieen sich mannieh-
fache Bildungs- und Lage - Abweichungen des Dickdarms vorfin
den dürften. Im ersten Falle hätte man die Bauchwunde, nach
Pillor , in der rechten Regio iliaca anzulegen gehabt und den
untersten Theil des Dünndarms öffnen müssen. Hätte man iui
zweiten, nach Calmsen, die Bauchdecken dicht vor dem Muse,
qnadratus lumborum durchschnitten, so würde man nicht nur den
Hauptvortheil dieses Verfahrens, das Colon descendem an einer
ausserhalb des Saccus peritonaei gelegenen Stelle zu öffnen, nicht
erreicht haben, sondern es würde auch schwer gewesen seyn, den
ganz in der Schamgegend gelegenen Dickdarm in die Wunde zu füh
ren und dies nur, selbst wenn er ein langes Mesenterium besessen,
auf immer weniger sichere Weise möglichst nur mit stumpfem
Haken zu bewerkstelligen gewesen seyn. 2) Ob Wiederherstel
lung des natürlichen Kothweges bei Mangel des Mastdarms je
ganz gelingt, steht sehr zu bezweifeln, da selbst nach Hebung
kürzerer Atresieen die Offenerhaltung des neuen Canals sehr
schwierig ist und derselbe doch immer nur Wandungen ohne diel
eigenthümliche organische Thätigkeit besitzt. Aach der vom Vrf. !
angelegte Canal schloss sich bald, wenn auch eine Turnnde ein
geführt wurde. Der Vorschlag Dtniois’s und Martik’s dürfte da
her schwerlich einen günstigem Erfolg haben. Der Verf. will
nicht in Abrede stellen, dass es dennoch möglich gewesen wäre,'
im 2. Falle einen neuen Kothweg an der normalen Stelle herzu-
stetien und den in der Seite angelegten After dann zu schüessen,
wenn man ein wie ein Tasterzirkel eingerichtetes Instrument so
angebracht hatte, dass das obere mit einem Kopfe versehene
Ende in die untere Darmmündung und das untere eben so ge
staltete in den neuen Aftercanal so eingeführt worden wäre, dass
man den Darm gegen den Aftercanal gedrängt und durch Druck
dort Verwachsung desselben bewirkt hätte. Nun würde mittelst
Trocars die Verbindung beider blinden Enden, Offenerhaltung des
Canals durch Haarseite etc. und Schliessung des Afters in der
Seite zu bewerkstelligen gewesen seyn. Welches beschwerliche
Verfahren und welcher zweifelhafte Erfolg! S) Die im orsten
Falle den ganzen Dickdarm verstopfenden und im zweiten im
obern in Obliteration begriffenen Theile der angeschnittenen Darm
schlinge sich zeigenden Exsudate haben wohl eine und dieselbe
Bedeutung gehabt. — Ob der erste Fall beweist, dass das Kinds
pech bestimmt nicht auch im Dickdarme erzeugt wird, lässt der
Verf. dahin gestellt seyn. 4) Dass das Kind mit Verschliessung
des ganzen Dickdarms schon 24 Stunden nach der Geburt Er
brechen bekam, dagegen das mit Mangel des Mastdarms selbst
nach 34 Tagen noch nicht daran litt, ist der Bemerkung wohl
werth und dürfte vielleicht einen Wink für die Diagnose abge-
ben. [Med. Zeitung v. Vereine f. Heilkunde in Preussen, 1835,
Nr. 17. j