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IV. Materia medica und Toxikologie.
sches Mittel seyn müsse, war schon im voraus anzunehmen, und
es sind anch bereits viele Erfahrungen von seinem Nutzen gegen
! unreine Geschwüre aller Art von Höring, Reich, Levrat, Teal-
' eif.r und Breschet, Berthelot u. A. bekannt gemacht worden. O.
hat ebenfalls in einer grossen Menge von Geschwüren, sowohl ge
gen die gewöhnlichen bei Alten, als gegen scorbutische und be
sonders skrophulöse Kreosotwasser und reines Kreosot auf Char-
pie angewendet, und es ist gewiss, dass die Geschwüre da
durch sehr schnell, gewöhnlich schon nach einem Tage gerei
nigt werden und ein Aussehen bekommen, als würden sie bald
vernarben. Doch erfolgt die Vernarbung dadurch nicht, die Ge
schwüre sehen lange rein aus, ohne zu heilen und die Vernar
bung geht weit schneller vor sich durch Auflösung des Chlor
kalks, die O. in der Regel gegen alte Geschwüre braucht, nach
dem sie durch einen einige Tage aufgelösten einfachen Umschlag
gereinigt worden sind. Bei einigen Kranken mit skropliulöseu
Geschwüren stillte zwar das Kreosotwasser binnen kurzem die
schlechte, starke Eiterung und reinigte die Geschwürflächen, doch
schien, bis auf einen Kranken, dessen Zustand sich offenbar bes
serte, dies Mittel das Allgemeinbefinden zu verschlimmern, indem
auf die gehemmte Eiterung örtliche Schmerzen, Schlaflosigkeit,
leichtes Fieber etc. folgten, so dass O. im Ganzen das Kreosot
nicht gegen ekrophulöse Geschwüre empfehlen darf. Die Schäd
lichkeit liegt hier unstreitig in bedeutendem skrophulösem Ergrif-
fenseyn des Organismus, so dass derselbe ein starkes Ableitungs-
mittel durch ein Geschwür nöthig hat, das, im Eiterungsprocesse
gehemmt, nur Veranlassung giebt, dass sich die Skrophelkrank-
heit auf andere edlere Theile wirft. Nur wo die Krankheit sich
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durch ein örtliches Geschwür wie erschöpft hat, wird das Kreo
sot nützen künnen. 1 —< Mehrere haben auch das Kreosotwaaser
mit Erfolg gegen chronische Hautkrankheiten in Anwendung ge
zogen, und der Vf. hat damit Versuche gegen Krätze und her
petische Ausschläge angestellt, aus denen sich ergab, dass es ge
gen Krätze ein überflüssiges, gegen herpetische Ausschläge aber
ein ganz vorzügliches Mittel sey. Dass die krätzigen Stellen da
durch trocknen und heilen, ist gewiss, aber die Cur wird auf kei
nen Fall binnen kürzerer Zeit beendigt, als durch die bekannten
Krätzsalben, und sie dauert besonders länger, als durch die Salbe
von Kali carb., Schwefel und Fett. Weshalb will man also die
ses theure Mittel gegen Krätze anwenden. Dagegen ist es ge-
f gen alle herpetischen Ausschläge der wärmsten Empfehlung werth.
Die Wirkung auf den Ausschlag ist hier sehr auffallend, schon
nach 2 Tagen ist die Besserung deutlich, und sie nimmt täglich,
doch immer allmählich zu. Pat. wird gewöhnlich in sehr kurzer
Zeit, ungefähr nach 8—14 Tagen, hergestellt. Fälle, die länger
gewährt, verlangen natürlich auch eine längere Cur, ohne Erfolg
J* at aber 0. bisher noch keinen Kranken der Art mit Kreosot
behandelt. Bei Allen, wo er dies Mittel gab, brauchte er, um