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IV. Materia medica und Toxikologie.
nicht mit Thatsachen, hat er aber Unrecht). Die neue Methode,
(so schliesst Verf.) bietet so grosse, so unbestreitbare Vortheile
dar, dass sie trotz aller Anstrengung einiger weniger Aerzte,
welche hartnäckig dem Empirismus der letzten Jahrhunderte an-
liängen, die Oberhand gewinnen wird. [Annales de la Med. physio-
logique. Antiee 13, Nr. 11.]
IV. Materia medica und Toxikologie.
85. Ausgezeichnete Wirkung des Moschus gegen
Asthma arl hrilicum, Aus den Papieren des Dr. Voiux zu
Leipzig. Das sehr schnell und heilkräftig wirkende Mittel, wel
ches uns das Thierreich unter dem Namen Moschus liefert,
ist zu oft in conclamaten Krankheitslallen, wo es eben so wenig
wie ein anderes Mittel helfen konnte, angewendet worden und
dadurch bei dem Volke in den ltuf des letzten Mittels ge
kommen. Nicht selten sieht man die Gesichter der Umstehen
den. erbleichen, wenn die geöffnete Pulverkapsel den Moschusge-
rucli verbreitet, und der Arzt hört wohl gar fragen: „giebt es
denn kein Mittel weiter? Müssen Sie schon zum letzten grei
fen?“ ja, man unterlässt auch wohl den Gebrauch,
weil man bei Moschus jedes Mal an Sterben (wo nicht au
Tödten) denkt. Nachdem ich als junger Arzt diese Erfah
rung gemacht, hütete ich mich, den Moschus in andern, als in
solchen Fällen anzuwendeu, in welchen ich von ihm zuverlässig
Hülfe erwarten konnte, und diese mit Zuversicht versprechen
durite. Ich hebe hier einen solchen Fall hervor, in welchem
der Moschus nicht einmal, sondern 10—15 Mal die augen
scheinlichste Lebensgefahr abwendete. — Im Jahre 1827 starb
ein Mann von 70 und einigen Jahren, dem ich von 1814 bis Ende
1826 ärztlichen Ueistand geleistet. Er hätte se.t langer Zeit
am Podagra beider Füsse gelitten, welches fast regelmässig im
Frühjahre und Herbste seine Anfälle machte. Ohne Zweitel war
das Podagra natürliche Folge der Lebensweise des Patienten.
Dieser, ohne die höhere Bildung, die den Menschen erst zum
Menschen macht, kannte nur einen Gott, seinen Bauch, und, an
eine Fortdauer der Seele nach diesem Leben, nicht glaubend,
vermeinte er, seine Reichthiimer habe ihm der Zutall nur darum
in die Hände geworfen, um diesem seinem Gotte zu oplern. Das
that er denn auch treulich, und führte seiner Weise nach ein
köstliches Leben. Wenn die Erstlinge der Jahreszeiten des Men
schen Herz erfreuten und zum Genüsse einluden, so hatte unser
Gourmand schon längst anticipirt, und sich an den künstlich
getriebenen Producten des Pflanzen- und Thierreichs übersättigt.
Weine und andere geistige Getränke wässerten von Morgens bis
jo die Nacht hinein seine Gurgel, und den Schluss des 'lagewer-