Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

10 11. Pathologie, Therapie und medicinisclie Klinik. 
Subject von venöser Constitution, apoplektischem Habitus, in 
Folge eines, in seiner Kindheit erlittenen, Falles schwer lahmend, 
und deshalb Feind jeder Körperbewegung, wodurch er auch stets 
schnell und höchst erschöpft wurde, hatte, ausser inehrern Kin 
derkrankheiten, später an Bruslentziindung, so wie an einem 
Nervenfieber gelitten, worüber er jedoch nichts Näheres, als dass 
die Aerzte jedesmal an seinem Aufkommen gezweifelt. hätten, an 
zugeben wusste. — In den Jahren 1830 und 31 behandelte ich 
ihn an venerischen Geschwüren und zweimal am Tripper. — Schon 
damals erfuhr ich von den Angehörigen, dass G. den spirituösen 
Getränken, vorzüglich dem Schnappse, sehr ergeben sey, sich 
häufig berausche, dann mit Jedem zanke, gern Prügel zugebe. 
Alles zerschlage, kurz, sich wie rasend benehme. Nüchtern war 
G. ein höchst freundlicher, gutmüthiger Mensch, der während 
seiner Krankheiten, wobei ich ihn stets auf eine sehr strenge 
Diät setzte, sie genau befolgte, weshalb ich damals diesen lte- 
laten um so weniger, als er in eigenthnmlichen Verhältnissen 
zu seiner Familie stand, vollen Glauben schenkte. — Den 17. 
Mai 1832 ward ich eiligst gerufen. G. sass in einem Lehn 
stuhle, röchelte heftig, vermochte nur mit Anstrengung und 
ohne Zusammenhang zu sprechen. Das Gesicht war gedunsen. 
Die Augen lagen matt und stier aus ihrer Höhle hervor. Die 
Frontales, Carotides und das Herz pulsirten heftig. Der Puls 
war voll, schnell, aber weich. Pat. klagte über Uebelkdit, Kopf 
weh, Schwindel, Schmerz in der Brust, als wolle es ihm (seine 
Worte) das Herz abdriicken. Als Grund des Zustandes gab er 
heftigen Aerger an. Dass mir sogleich die frühem Berichte ein 
fielen, war natürlich. Die dieser Vermuthung zu Gunsten ge 
stellten Fragen wurden aber alle verneinend beantwortet. Wie 
wohl ich gern vorher noch anderseitige Erkundigungen meines 
Verdachtes halber eingezogen hätte, so war dies fürs Erste nicht 
möglich, der Zustand aber andern Theils bei dem so, wie an 
gegeben, constituirten Pat., welcher nebenbei schon seit meh- 
rern Jahren ein auch zwei Mal alljährlich, der Vollblütigkeit we 
gen, zur Ader gelassen hatte, nicht ohne Bedenken, ich verord 
nte daher, neben Ruhe, antiphlogistischer Diät, einer Mixtur 
aus Salpeter und Weinstein, eine Venäsection von 8 Unzen am 
linken Arme. Bei einem Abendbesuche lag Pat. in einem vehe 
menten Schweisse, welcher vorzüglich von dem Gesichte herab 
strömte. Das Blut war beruhigt, der Kopf frei. Die Uebelkei- 
ten kehrten noch immer zurück, auch hatte Pat. einmal sauer 
galliges Erbrechen gehabt, wonach er sich erleichtert gefühlt 
hatte. Es waren ferner 2 dünne, aber reichliche Stühle erfolgt. 
Das entleerte Blut war geschüttelt worden, zeigte aber noch eine 
schillernde Oberhaut. Dass die Vomituritionen und das Statt ge 
habte Erbrechen ein Emeticum indicirten, und der übrige Zu 
stand keine absolute Gegenanzeige abgab, davon war ich zwar 
überzeugt, allein in Betracht, das Pat. überhaupt von je sehr zum
	        
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