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146 III. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
erhielt 12 blutige Schröpfköpfe in den Nackeft, ein Emeticuro
aus Tart. slib., das 4maliges Erbrechen ohne Wirkung auf den
Darmcanal zur Folge hatte, und ein grosses Blasenpflaster in
den Nacken bei diaphoretischem Regim und reichlichem Darrel-
eben kalten Wassers. Nach einigen Fieberbewegungen gegen
Abend und nach unruhiger Nacht, die jedoch nach Mitternacht
einige Stunden Schlaf mit Unterbrechung zuliess und bei glei
cher Fortdauer obiger Symptome erhielt Pat. von einer Auflö
sung von 6 Gr. Tart. stibiat. in 6 Unzen Wassers stündlich
1 Esslöffel. Nachmittags, als die schmerzhafte, spannende Steif
heit sich nach der Wirbelsäule abwärts verbreitete und jede Be
wegung hinderte, wurden vom Nacken an abwärts 24 blutige
Schröpfköpfe gesetzt und dann der Kranke in ein warmes Bad
von 28°R. mit einer Unze Kali causlic. gebracht, in dem er
^ Stunde bleiben musste. Letzteres brachte einige Abspannung
und einige Stunden Schlaf hervor, in dem er jedoch durch Zu
sammenschrecken und krampfhaftes Ziehen im jetzt ganz steifen,
beim Drucke aber nicht schmerzhaften Rückgrate oft aufgeschreckt
wurde. Der Tart. slib. hatte weder Uebelkeit, noch Stuhlgang,
der überhaupt noch nicht eingetreten war, zur Folge gehabt,
wohl aber auf die Haut gewirkt, da diese so mit Schvveiss be
deckt war, dass täglich mehrmals das Hemd gewechselt werden
musste. Nach einem ergiebigen Stuhlgang hervorrufenden Kly-
stiere erhielt Pat. am 26. von neuem jene Solution mit 5(5 Tinct.
opii, 30 Schröpfköpfe an das Rückgrat, ein Kalibad und alle
2 Stunden Einreibungen von 2 Thcilen Linim. ammon. und 4 Thei-
len Ung. hydrarg. einer., auch wurde auf die offene Stelle der
span. Fliege 1 Gr. Morph, acet. gestreut. Hierdurch schien es
gegen Abend etwas besser zu gehen, denn der Mund konnte so
weit geöffnet werden, dass sich ein Finger zwischen die Zähne
bringen liess, auch wurde das Ziehen im Rückgrate geringer, das
Sensorium blieb frei, der Appetit nach flüssiger Nahrung be
stand fort, Durst und vermehrte Hauttemperatur waren nur Abends
bemerkbar, der Puls hatte 90 regelmässig eintretende, weder
Härte noch Schnelligkeit verrathende Schlüge, und der Urin war
nicht geröthet, sondern mehr hellbraun. Um Mitternacht war
der Zustand der frühere und das periodische Zucken ira Rück
grate steigerte sich jetzt bis zu Zuckungen in demselben, wes
halb, bei fortgesetzten Einreibungen, zum 2. Male 1 Gr. Morph,
aufgestreut wurde. In der Nacht zum 27. schlief der Kranke des
krampfhaften Zuckens ungeachtet einige Stunden, am Morgen je
doch trat das krampfhafte Zucken stärker und öfter, wohl alle
Viertelstunden ein, glich elektrischen Schlägen und charakteri-
sirte durch Rückwärtsbiegung des Ober- und Unterkörpers, bei
Erhebung des Mittelkörpers, die Ausbildung des Tetanus, und
zwar des Opisthotonus. Die Rücken- und Bauchmuskeln waren
krampfhaft zusammengezogen, hart, auch stellte sich, wenn man
auf den gespaunten Leib in "der Regio epigastrica drückte, diese