II. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. W
lescenz wurden sie vertragen, waren aber dann meist Entbehr
lich. — Brechmittel (Ipecac.), gleich im Anfänge, schnitten zwar
die Krankheit nicht ab, verringerten aber in vielen Fällen die
Gefahr und brachten besonders bei Neigung zum Erbrechen Er
leichterung und zuweilen auch Verminderung des Durchfalls her
vor. Wo kein freiwilliges und häufiges Erbrechen sich vorfand,
hat L. fast überall, und zwar ohne Nachtheil, Brechmittel ge
geben. Nächstdem waren das RiviimE’sche Tränkchen mit Gum
mischleim und etwas thebaischer Tiuctur und einige DowEit’sche
Pulver die Mittel, bei denen sich die meisten Kranken am be
sten befanden. Nicht weniger wurden schwache Salmiakauflö
sungen mit Schleimen gelobt. War der erste heftige Angriff der
Krankheit vorüber und stellten sich allmählich nervöse Symptome
ein, so schien dem Kreisphys. Dr. Zedier die Salzsäure in ei
nem Decoct, wenige Fälle, wo sie den Leibschmerz steigerte,
ausgenommen, zur Mässigung des Fiebers am dienlichsten. Da-
» S e g en brachte die in einem Falle versuchsweise angewendete oxy-
genirte Salzsäure nur übermässigen Durchfall hervor. Besondere
Beachtung verlangten die nicht seltenen Localaffectionen, wobei je
nach den vorwaltend leidenden Theilen kalte Umschläge um den
Kopf, Hautreize auf die Brust, Fomente des Unterleibs etc. aus
nahmsweise sogar örtliche und allgemeine Blutentziehungen nö-
thig wurden. Die geringe Zahl der Sterbefälle verstattete keine
Sectionen. — Schon oben ist angegeben worden, dass die Epide
mie nicht über Oppeln hinaus sich erstreckte. Nur in dem 10 Mer
len davon entfernten Gleiwitz erschienen nach Bericht des Kreis-
physicus Dr. Kollky im Oct. gastrisch-biliöse Fieber mit bitte
rem Geschmacke, häufigem Aufstossen, Druck in der Magenge
gend, Uebelkeiten, braungelb belegter Zunge, gelblicher Fär
bung des Gesichts, lästiger, trockener Hitze, heftigen Kopfschmer
zen und rothem, sparsamen Harn. Es folgte Verstopfung oder
Durchfall mit Hinfälligkeit, Ohnmacht und sehr ermattendem wäs
serigen Schwejsse, wozu sich oft noch tiefer beängstigender Leib
schmerz, grosse Erschöpfung, stilles Phantasiren und andere ty
phöse Erscheinungen fanden. Zuweilen kam auch noch örtliches
Brustleiden dazu, wobei Beklemmung und kurzer, trockener Hu
sten sich erst verloren, als dicker, gelber Schleim ausgeworfen
wurde. Die Kranken magerten bald ab, litten lange an der gröss
ten Schwäche und erholten sich schwer. Brechmittel waren nicht
zu entbehren und zuweilen musste, bei heftigem Schmerz und
unterdrücktem kleinem Pulse, Blut entzogen werden. Bei Sectio
nen sah man im Dünndarme und an der Klappe des Grimmdarms
Erosionen und deutlich begränzte, gruppenweise zusammenliegende
Darmgeschwüre. [M e d. Zeit. v. Vereine f. Heilk. in Preussen,
1835, Nr. 10.]
4. Krankheitsentwickelung und endliche Auflö
sung durch Trunksucht, mitgetheilt von Dr. Hacker. G.
23 Jahre alt, ein leukophlegmatisches, fettes, aufgeschwämmtes