III. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 148
ein leichtes Wölkchen gebildet hatte. Die nie mit irgend einem
Tone verbanden gewesene Respiration ging frei von Statten und
der nur massige Husten war locker und leicht und brachte in
Fäden sich ziehenden Schleim herauf. Mit der Mutter hatte der
Knabe gesprochen, mit dem Verf. aber sprach er noch nicht,
wahrscheinlich wegen Befangenheit und weil er zu sehr an sein
Spielzeug dachte. M. liess noch mit den Kalomelpulvern, wie
angegeben, fortfahren, gab dann Sulph. antim. aur. allein und
endlich Senega und fand den Knaben, der bald nur noch wenig
gehustet und ausgeworfen hatte, nach 4 oder 5 Tagen an einem
schönen, heitern und selbst warmen Wintertäge wärm gekleidet
Mittags vor der Thur mit andern Kindern spielend und ganz
gesund und wohlauf. Ein' Rückfall trat durchaus nicht ein und
der Knabe ist seitdem ganz gesund geblieben. — Fälle der Art
hat, wie bekannt, Heim bekannt gemacht. Doch steht der eben
milgetheilte in gewisser Hinsicht einzig da, indem M. das feh
lende Symptom des Hustens künstlich erzwang und hervorrief,
und so auf die Existenz des verborgenen Products der krank
haften Thätigkeit im Organismus, das nach Beobachtungen in
dergleichen Fällen bis zum Tode den als constant angegebenen
Husten nicht hervorbringt und dann nur erst bei der Section
zu ermitteln ist, schon im Leben und nach wohl erst kurz vor
her erfolgter Bildung, wo der Kunst am ersten noch Räum ge
lassen ist, aufs zuverlässigste zu schliessen berechtigt war. Sonst
aber schliesst er sich auf das engste an die Fälle' an, welche
Heim in seinen kritischen Bemerkungen über die Natur und Be
handlungsart der häutigen Bränne anführt, und welche die Exi
stenz einer häutigen Bräune ohne Hüsten ausser allen Zweifel
setzen. Der Vrf. kann es sich daher nicht erklären, wie es zu
gegangen ist, dass selbst Schriftsteller, welche IIeim’s Schrift ci-
tiren, auf diese, wenn auch noch so seltene Form nicht auf
merksam gemacht haben und er fordert die Lehrer der Thera
pie auf, diese nicht wegzuläugnende Form der Bräune in ihren
Vorträgen besonders hervorzuheben. Zur Erinnerung an denje-
nigen, welcher dieselbe zuerst in helleres Licht gestellt und als
in der Wirklichkeit bestehend nachgewiesen hat', schlägt M. vor,
diese ausgezeichnete und ungewöhnliche Form der Bräune
zum namhaften und charakteristischen Unterschiede von der sich
deutlich durch ihren Husten dargebenden Bräune, bei der hohen
Bedeutung des Gegenstandes, fortan Angina membranacea occulta
Heimii zu nennen. — Fasst übrigens M. die charakteristischen
Symptome zusammen, welche diese seltene Form der Bräune an
sich trägt, so muss er auch hierin alles, was Heim angab, be
stätigen. Die Unzuverlässigkeit der Symptome aus dem Pulse,
Urine etc. hat nämlich Heim aufs bündigste nachgewiesen, dage
gen als ganz charakteristisch das eigenthümliche Rückwärtsbeu
gen des Kopfs hingestellt, welches auch in diesem Falle deut
lich zugegen war und dann ein Zeichen der sich schon gebildet