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VIII. Staatsarzneikunde.
«ich heftiges Leiden aus. Gleich nach der Verwundung hatte
man Pat. zur Ader gelassen und ihn sodann in einem Tragkorbe
ins Krankenhaus geschafft, wo man ihn in eben geschildertem
Zustande fand. Die Behandlung, welche Pat. hier bis zum 30.
März, als seinem Todestage, genoss, dürfte mitunter sehr miss
fällig erscheinen. Man machte vom 4—8. März neun Venäse-
ctionen, wobei Pat. jedes Mal 8 Unzen bis 14 Pf. Blut hergeben
musste; man setzte 30 Blutegel, und alles dies zum Theil noch
zu einer Zeit, wo Eiterung und Ausschwitzung schon begonnen
hatten! man liess das Kalomel alle 2 St. zu 2 Gr., und später
alle 3 St. zu 4 Gr. nehmen, und machte noch andere Missgriffe,
welche unten in dem Gutachten zur Sprache kommen werden.
Wofür man dasüebel, gegen welches solche heroische Antiphlogose
zu Hülfe gerufen wurde, gehalten, wird nicht gesagt; unsern Ansich
ten gemäss war es wohl ein entzündliches Leiden des Herzens, des
sen nervöses Stadium stark mit Arnica bekämpft wurde. — Die
Wunde, welche man gleich anfangs mit Heftpflaster belegt hatte,
war bis zum 10. März unberührt geblieben. Sie ward nun, da
unter den Pflasterstreifen Eiter hervorquoll, geöffnet, und es floss,
namentlich bei der Inspiration, viel dünnes, gelblichgrünes Eiter
aus. Durch die Percussion entdeckte man ein Extravasat, welches
bis zur Höhe der Achselgrube hinauf die ganze linke Seite des
Thorax eingenommen hatte. Es entleerte sich nach der Opera
tion; aber dennoch starb Pat. den 30. März unter Collapsus vi-
rium. — Die ungenannten Obducenten gaben unter Andern Folgen
des (als das Wesentlichste) zu Protokolle: 1) Der Leichnam, 5
Fuss und 4 Zoll lang, gehört einem Mann von anscheinend 30
und einigen Jahren an. 2) Anderthalb Z. vom Brustbein ent
fernt ist eine Wunde, deren von rechts nach links laufende Länge
I4. Zoll beträgt und deren Ränder an ihrem mittlern Theile 4 Z.
von einander stehen. Die Ränder sind noch ziemlich scharf und
mit etwas grünlichgrauem Eiter bedeckt. Die Haut in der Um
gebung der Wunde ist 3 — 4 Lin. breit grünlich gefärbt. 3) I11
der Gegend der 6. und 7. Rippe, am untern Theile der linken Brust,
in gerader Richtung unter der Achselhöhle ist eine scharf gerän
derte Wunde, von vorn nach hinten laufend, 34 Z. lang und
lf Zoll breit. 4) Die mb 2. beschriebene Wunde dringt zwi
schen der 2. und 3. Rippe durch die Zwischenrippenmuskeln in
die Brusthöhle ein, zeigt in den Muskeln eine runde Gestalt und
hat den Umfang eines Zweigroschenstücks., &) Die sub 3. er
wähnte Wunde, zwischen der 6—7. Rippe, dringt durch die Zwi
schenrippenmuskeln in die linke Seite der Brusthöhle und ist in
den Muskelpartien 1 Z. lang. 6) Der Herzbeutel ist regelwidrig
verdickt, iin Durchmesser 2 Linien stark, und enthält eine Ober
tasse voll weissgelbliche eiferartige Flüssigkeit. 7) Die Ober
fläche des Herzens ist 2 Linien dick mit einer weissen, speckar
tigen Masse fest belegt; die iiuke Seite des Herzens mit dem