Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

fi. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. ? 
gern Individuen oft ganz roth, trocken, glatt, bei Erwaclisenen 
dagegen entweder grossentheils mit braunem Schleime, oder an 
der Basis schmuzig und übrigens nur streifenweise belegt. Als 
Ausnahme war sie bei Einigen im Anfänge der Epidemie auch 
schwarz , wie mit Tinte gefärbt. Oft erschienen bald nach Eintritte 
oder erst im Verlaufe der Krankheit kleine Erosionen und Aph 
then im Munde und Schlunde, die zuweilen selbst Schlingen und 
Herausstrecken der Zunge erschwerten. Zuweilen setzte sich 
Beizung des Schlundes bis in die Schleimhaut der Luftröhre fort, 
und es fanden sich ausser schwachem Husten auch scfiijierzhaftc 
Empfindungen auf der Brust und in den Seiten ein. Der Urij» 
ging gewöhnlich, so lange die Darmauslecrungen häufig wären, 
sparsam und dunkelroth ab, Hess dicken, weisslichen oder zie- 
gelmehlartigen Bodensatz fallen und wurde erst in der Genesung 
reichlicher, heller. Das lästigste und beständigste Symptom war 
unbezwiuglicher Durchlall, wobei das Ausgeleerte einige Male 
beim Beginnen der Epidemie wie schwarzer Kaffeesatz, gewöhn 
lich aber braun und gallig, später wässerig und zuletzt nicht sel 
ten weiss und schleimig oder blutig erschien. Die Ausleerungen 
waren oft mit Leibschmerz und Stuhlzwang, hei Einigen auch 
mit vorübergehendem Erbrechen vergesellschaftet, sie waren un- 
gemein häufig und übelriechend, zuweilen 20 — 30 Mal in 12 
Stunden und schienen, da sie meist nach Mitternacht und gegen 
Morgen mit Nachlass des Fiebers eintraten, typische Anfälle zu 
machen. Weder Mittel noch diätetisches Verhalten verhinderte 
die Wiederkehr dieses Durchfalles; selbst Beschränkung dessel 
ben, wenn sie gelang, brachte meist Verschlimmerung des Fie 
bers und besonders des Kopfleidens zu Wege. Die Entleerungen 
schienen von einer Ursache im Darmcanale unterhalten, gegen 
die, wie bei Lungensüchtigen im letzten Stadium, die gewöhn 
lichen Mittel nichts vermögen und L. ist überzeugt, dass die 
Aphthen, die man so oft in der Mundhöhle sah, nur die ober 
sten Spuren von kleinen, im Darmcanale ihren Hauptsitz haben 
den Geschwüren waren. Die Krankheit hielt meist 3 W 7 ochen T 
selten nur 14 Tage an. Immer ging, unter mässigen Schweis- 
sen, Abnahme des Fiebers und Durchfalls und Wiederkehr des 
Appetits, die Besserung nur langsam vor sich, und die Genesen 
den erholten sich erst nach geraumer Zeit von ihrer Schwäche. 
Zuweilen hielt geringer Durchfall mit häufigem , schwachem Pulse 
selbst während der Genesung noch wochenlang an. So gefähr 
lich und erschöpfend aber auch die Leiden der Kranken schie 
nen, so starben doch äusserst wenige und zwar nur solche, bei 
denen das Fieber mit heftiger Localaffection des Hirns, der Lun 
gen, oder der Unterleibseingeweide verbunden war. Im letztem 
Falle trat der Tod durch gänzliche Entkräftung ein, nachdem 
der Durchfall lange fortgewährt hatte; im erstem nahm Köpf 
end Brustleiden schnell und heftig überhand und die Kranken 
starben um den 14. oder 20, Tag unter den gewöhnlichen Er-
	        
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