fi. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. ?
gern Individuen oft ganz roth, trocken, glatt, bei Erwaclisenen
dagegen entweder grossentheils mit braunem Schleime, oder an
der Basis schmuzig und übrigens nur streifenweise belegt. Als
Ausnahme war sie bei Einigen im Anfänge der Epidemie auch
schwarz , wie mit Tinte gefärbt. Oft erschienen bald nach Eintritte
oder erst im Verlaufe der Krankheit kleine Erosionen und Aph
then im Munde und Schlunde, die zuweilen selbst Schlingen und
Herausstrecken der Zunge erschwerten. Zuweilen setzte sich
Beizung des Schlundes bis in die Schleimhaut der Luftröhre fort,
und es fanden sich ausser schwachem Husten auch scfiijierzhaftc
Empfindungen auf der Brust und in den Seiten ein. Der Urij»
ging gewöhnlich, so lange die Darmauslecrungen häufig wären,
sparsam und dunkelroth ab, Hess dicken, weisslichen oder zie-
gelmehlartigen Bodensatz fallen und wurde erst in der Genesung
reichlicher, heller. Das lästigste und beständigste Symptom war
unbezwiuglicher Durchlall, wobei das Ausgeleerte einige Male
beim Beginnen der Epidemie wie schwarzer Kaffeesatz, gewöhn
lich aber braun und gallig, später wässerig und zuletzt nicht sel
ten weiss und schleimig oder blutig erschien. Die Ausleerungen
waren oft mit Leibschmerz und Stuhlzwang, hei Einigen auch
mit vorübergehendem Erbrechen vergesellschaftet, sie waren un-
gemein häufig und übelriechend, zuweilen 20 — 30 Mal in 12
Stunden und schienen, da sie meist nach Mitternacht und gegen
Morgen mit Nachlass des Fiebers eintraten, typische Anfälle zu
machen. Weder Mittel noch diätetisches Verhalten verhinderte
die Wiederkehr dieses Durchfalles; selbst Beschränkung dessel
ben, wenn sie gelang, brachte meist Verschlimmerung des Fie
bers und besonders des Kopfleidens zu Wege. Die Entleerungen
schienen von einer Ursache im Darmcanale unterhalten, gegen
die, wie bei Lungensüchtigen im letzten Stadium, die gewöhn
lichen Mittel nichts vermögen und L. ist überzeugt, dass die
Aphthen, die man so oft in der Mundhöhle sah, nur die ober
sten Spuren von kleinen, im Darmcanale ihren Hauptsitz haben
den Geschwüren waren. Die Krankheit hielt meist 3 W 7 ochen T
selten nur 14 Tage an. Immer ging, unter mässigen Schweis-
sen, Abnahme des Fiebers und Durchfalls und Wiederkehr des
Appetits, die Besserung nur langsam vor sich, und die Genesen
den erholten sich erst nach geraumer Zeit von ihrer Schwäche.
Zuweilen hielt geringer Durchfall mit häufigem , schwachem Pulse
selbst während der Genesung noch wochenlang an. So gefähr
lich und erschöpfend aber auch die Leiden der Kranken schie
nen, so starben doch äusserst wenige und zwar nur solche, bei
denen das Fieber mit heftiger Localaffection des Hirns, der Lun
gen, oder der Unterleibseingeweide verbunden war. Im letztem
Falle trat der Tod durch gänzliche Entkräftung ein, nachdem
der Durchfall lange fortgewährt hatte; im erstem nahm Köpf
end Brustleiden schnell und heftig überhand und die Kranken
starben um den 14. oder 20, Tag unter den gewöhnlichen Er-