Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

120 VI. Gynäkologie nnd Padiatrik. 
aus, zum Unterschiede der leichtern und häufigem Krampfzufälle 
der Gebärenden, eigentliche Zuckungen genannt. — Es hängt aber 
von der Ansicht, die man vom Wesen und Utsprunge dieser (Kon 
vulsionen hat, die glückliche oder unglückliche Behandlung ganz 
ab, und es kann nicht gleichgültig seyn, ob man sie für abhän 
gig von Wehenthätigkeit des Uterus, oder l'ür idiopathisches Ner 
venleiden hält; denn wenn man die Wehen als Ursache der stür 
mischen Nervenbewegungen betrachtete, so müssten, hörte die 
Welienthätigkeit auf, auch die (Konvulsionen verschwinden und 
demnach möglich baldige Entfernung des Kindes das beste Mit 
tel seyn. Doch lehrt die Erfahrung gerade das Gegentheil, und 
Wigand selbst ist gegen zu schnelles und zeitiges Entfernen des 
Fötus, während Joerg möglichst baldige Beseitigung des Geburts 
drangs durch künstliche Elntleerung des Uterus für das sicherste 
Mittel ansieht, um dem Gehirne Ruhe zu verschaffen; wobei er 
jedoch dem Geburtshelfer zu bestimmen überlässt, ob künstliche 
Entbindung, oder längeres Warten, bis vielleicht durch natürliches 
Fortschrejten der Geburt eine leichtere Operation möglich werde, 
gefährlicher seyn könne. Eben so empfiehlt Carus gewaltsame 
Entbindung da, wo beträchtliche Ausdehnung des Uterus und da 
durch veranlasste Beengung der Respiration, Nervenreizung etc. 
als vorzügliche Veranlassung dieser Zufälle erscheinen und inner 
liche und äusserliche Mittel nicht Linderung bringen. Wenn nun 
S. glaubt, dass diese (Konvulsionen nicht durch Wehenthäfigkeit 
bedingt werden, letztere vielmehr, gleich den übrigen krampfhaf 
ten Erscheinungen der Extremitäteu, des Gesichts etc. nur Folge 
des primären Leidens des Gangliensyslems ist, also ohne dieses 
Leiden auch der Uterus ruhig bleiben und die naturgemässe Zeit 
zur normalen Thätigkeit abwarten würde', so kann auch bei die 
sen schweren (Konvulsionen künstliche flinwegnahme des Kindes 
kein Heilmittel seyn. So leicht daher der Geburtshelfer zur 
Zange oder zur Wendung auf die Fiisse verleitet wird, so gewiss 
ist es gefährlich, zu hoffenden Nervensturm durch Accouchement 
force zu massigen, vielmehr glaubt der Vf., dass die Entbindung 
nie übereilt, sondern erst dann beschleunigt werden dürfe, wenn 
die Geburt wenigstens bis an das Ende der 3. Geburtsperiode 
vorgeschritten ist, bis wohin die krampfhaften Bewegungen ge 
mässigt seyn können. Die Cur muss nun zuerst die ursächlichen 
Momente zu entfernen suchen, die theils in venösen Congestio- 
lien nach Unterleib und Kopf, theils auch in Crudiläten der er 
sten Wege bestehen können und daher nach den Umständen Blut 
entziehungen durch Aderlass oder Blutegel, kalte Fomentationen 
cuf den Kopf, ableitende Klystiere etc. oder Brechmittel, gelinde 
Abführungen etc. fordern. Dann aber verlangt die Indicatio vi- 
talis Mässigung und Beseitigung der Convulsionen selbst durch 
innerliche nnd äusserliche antispasmodische Mittel. Der Verf. 
möchte hier den äussern Mitteln den Vorzug geben, weil die De- 
glutition so sehr erschwert ist, ja oft selbst, wie im erwähnten
	        
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