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VI. Gynäkologie und Pädiatrik.
gleichzeitige Erregung des Nervus vagus Seitwärtsdrehen des
Kopfs, Blauwerden des Gesichts und die das Bild eines Erdros
selten darstellenden Erscheinungen, durch Uebergang der krampf
haften Bewegung aufs Ganglion Gasseri die übrigen Erscheinun
gen im Gesicht, und endlich durch Ergriffenwerden des Ursprungs
des Nerv. symp. tiefer Sopor sich erklären lässt. — Eben so
dürften sich die Erscheinungen am Uterus deuten lassen; denn
nimmt man an, dass die abnorme Nerventhäligkeit im Plexus
coeliacus beginnt, was sich durch Erwachen aus dem Sopor und
unverständliches Wimmern — den, Präcordialschmerz — verräth,
sich dann nach oben zu den Bruatganglien und zu gleicher Zeit
nach unten zu den Lumbal- und S*!acral-Ganglieff wendet, so trifft
gleichzeitiges Auftreten der Beängstigungen etc. und beginnende
Wehenthätigkeit in Eins zusammen und die Beobachtung Wigand’s,
dass im Augenblicke, wo die Contraction im Uterus beginnt, die
Gebärende sich aufrichtet, unruhig wird etc. tritt dadurch ins
Klare. Beginnen ferner die äussern Zuckungen erst nach Aufhö
ren der Wehe, so dürfte dies so Zusammenhängen: indem die
abnorme Nerventhäligkeit zugleich nach oben zu den Brust- und
den Cervicalgar.glien sich verbreitet und dort die erwähnten Be
ängstigungen, das Seitwärtsdrehen des Kopfs und die Zuckungen
der obern Extremitäten bedingt, gelangt sie in derselben Zeit,
nach unten sich wendend, zu den Lumbal- und Sacralganglien bis
auf die Ganglia accessoria und erzeugt hier Contraction des Ute
rus und Zuckungen der untern Extremitäten. Demnach sieht der
Vf. diese Convulsionen für idiopathisches Leiden des Nervensy
stems an, namentlich des Nerv, symp., erregt durch Störung der
Function des aus dem Nerv, sptanchnicus hervorgehenden und
mit dem Nervus sympathicus noch verbundenen Plexus coelia
cus, keineswegs aber abhängig von Contraction des Uterus, die
nur erst in Folge der auf die Sacralganglien sich fortpflanzen
den, ira Plexus coeliacus begonnenen abnormen Thätigkeit aufge
regt worden ist, wofür auch spricht, dass von diesen Convulsio
nen Frauen in jedem Monate der Schwangerschaft befallen wer
den können, ohne dass sich sonst eine der gewöhnlichen Ursachen
der früh-oder Fehlgeburt vorfindet. Es könnte indess allerdings
zu einem Einwande gegen diese Ansicht fuhren, dass nur Schwan
gere und Gebärende diese Convulsionen bekommen, wenn nicht
gerade in der Schwangerschaft die Reizbarkeit des Nervensystems
überhaupt und des Unterleibs insbesondere erhöhter und Geneigt
heit zur Verstimmung desselben schon naturgemäss vorhanden
wäre, wie denn ja auch die verschiedenartigsten auf Verstim
mung des Nervenlebens beruhenden Erscheinungen während der
Schwangerschaft auftreten, ohne dass gerade die Contractionsthä-
tigkeit des Uterus die veranlassende Ursache ist. Diese von Wi
gand s. g. schweren Convulsionen werden übrigens auch von An
dern von den gewöhnlichen Convulsionen unterschieden, und z. B.
von Jonao anhaltende und ungewohnte Convulsionen und von Ca-