Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

llß VI. Gynäkologie und Pädiatrik. 
braunen Lippen ragte, bis sich endlich auch diese Verzerrungen 
nach einigen Minuten wieder verloren und sich Ruhe einstellte. 
Hiermit glaubte S. diesen etwa 10 Minuten anhaltenden Anfall 
beendigt, allein noch war das Bewusstseyn nicht zurückgekehrt, 
denn tiefer Sopor mit leichtem Irrereden hielt noch an, der so 
lange währte, bis der erwähnte Cyclus dieser convulsivischen 
Bewegungen, der sich durch Aechzen und Stöhnen ankündigte, 
mit Drehen des Kopfs nach links von neuem anfing und in der 
selben Aufeinanderfolge der einzelnen Symptome, wie im ersten 
Anfalle, bis zum wiedererscheinenden Sopor Pat. folterte. So 
überstand sie 4 solcher Anfälle, der Sopor nach dem 4. aber 
ging in Tod über. Pat. verschied Morgens 2| Uhr, also nach 
geständigen furchtbaren Leiden. Sic war 25 Jahre alt, klein, 
von schwächlicher, aber gesunder Constitution, seit 4 Jahren ver- 
heiiathet und im 8. Monate, wie der Mann angab, schwanger. 
Ueber die geschlechtlichen Verrichtungen vor der Vcrheirathung 
konnte S. nichts erfahren, doch wollte der Mann nie von ihr 
gehört haben, dass sie, ausser kleinen vorübergehenden Unpäss 
lichkeiten, je krank gewesen sey. Auch war sie am Tage, an 
dem die Convulsionen eintraten, noch völlig wohl, hatte Abends 
noch eine frohe Gesellschaft bei sich gehabt, ihre Geschäfte 
leicht verrichtet und nur erst am Spätabeude, keineswegs daran 
denkend, dass sie der Entbindung nahe sey, den unangenehmen 
Fräcordialschmerz gefühlt. Die innere Untersuchung gleich nach 
dem ersten couvulsirischen Anfälle während des Sopor ergab, 
dass die Geburt bereits begonnen und der Muttermund sich ge 
gen 4 Zoll geöffnet hatte. Das Verfahren des Vrfs. war nach 
stehendes: nachdem ein sogleich gegebenes Brechmittel nach dem 
2. Anfalle starkes Erbrechen halbverdauter Speisen erregt hatte 
und Klystiere aus Chamillen und Baldrian gegeben worden waren, 
erhielt Pat. Inf. Valer. mit Tinct. thebaic. und Liq. ammon. acet., 
wovon wegen sehr erschwerten Sehlingens nur im Sopor ein Löf 
fel eingellösst werden konnte. Da hierauf die Convulsionen nicht 
nachliessen, brachte man Pat. in ein lauwarmes Chamillenbad, 
legte nach demselben Senfteige auf die Waden und machte kalte 
Umschläge auf den Kopf, doch Heftigkeit der Convulsionen und 
tiefer Sopor blieben dieselben, und da S. die Fortdauer derselben 
von den wiederkehrenden Wehen ableitete, der Muttermund auch 
fast ganz eröffnet war, so entschloss sich der Vrf. nach dem 4. 
Paroxysmus, das Kind mit der Zange wegzunehmen, indem er 
hoffte, dass danach die Zuckungen nachlassen und das Leben ge 
rettet werden würde. Die Entwickelung des todt zur Welt kom 
menden Kindes erfolgte während des Sopors noch ziemlich leicht 
und schnell, und der folgende Anfall blieb aus, doch der Sopor 
währte fort und nach noch nicht einer Stunde war die Frau todt. 
— Wigand, der die von ihm s. g. schweren Convulsionen der 
Gebärenden so treu geschildert hat, glaubte, dass die wahre 
Ursache derselben die Wehe, oder die Contraction des Uterus
	        
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