Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

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VI. Gynäkologie und Pädiatrik. 
Streckbette zurück bis um 3 Uhr, wo sie aufs Neue ihre gymna 
stischen Hebungen beginnen. Es ist zuin Erstaunen, mit wel 
cher Lust die Mädchen, nachdem sie sich etwas eingewöhnt ha 
ben, an ihre verschiedenen Uebungen gehen und welche Gewandt 
heit und Kraft sie dabei entwickeln. Um 5 Uhr ist die Haupt 
mahlzeit, und nach derselben begeben sich Alle bis zum nächsten 
Tage aufs Streckbett. — Bouvier wendet von Mitteln zur Beför 
derung seines Heilzweckes nur allgemeine und Douche- Bäder 
an; von Einreibungen erwartet er nichts. — In einem besondern 
Zimmer hat Bouvier die Resultate seiner Behandlungsweise aul- 
gestellt in Gypsabgiissen, welche von der Verkrümmung eines 
jeden Pfleglings bei seinem Eintritte in die Anstalt nnd bei sei 
ner Entlassung genommen werden. Man muss ihm beim Anbli 
cke dieser Präparate zu den meisten Erfolgen Glück wünschen, 
namentlich wird man staunen, wie die starke Skoliosis eines Säjäh 
rigen Mädchens noch so bedeutend gebessert werden konute, wie 
es unter Bouvier’s Behandlung geschehen ist. 
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VI. Gynäkologie und Pädiatrie. 
07. Ueber die Convulsionen der Gebärenden; vom 
Kreisphys. J)r. Schuster in Hoyerswerda. Unter den die Ge 
burt begleitenden Erscheinungen ist wohl keine ergreifender, als 
die Convulsionen. — Ehe der Vrf. über diese von Wigaivd s. g. 
schweren Convulsionen einige Bemerkungen niederlegt, thcilt 
er nachfolgenden, von ihm behandelten und für Mutter nnd 
Kind tödtlich gewordenen Fall der Art mit: am 29 August 
vor. J. Abends um 11 Uhr wurde S. zu einer Frau gerufen. 
Er fand sie auf dem Bettrandc sitzend und über dumpfen Kopf 
schmerz, hauptsächlich aber über Präcordialschmerz mit Angst 
und Beklommenheit klagend. Während sie diese Beschwerden 
zwar gelassen, aber mit immer ängstlicher werdendem Beneh 
men erzählte und sich S., da sie hoch schwanger war, nach den 
Schwangerschaftsverhältnissen erkundigte, sah sie sich plötzlich, 
den Kopf nach links wendend, scheu um, gleichsam als fürchte 
sie sich vor einem hinter ihr Stehenden, fcnd indem auch S. von 
ihr weg mit dem Gesichte sich nach dieser Seite wendete, glitt 
sie vom Bettrande herab und wurde nun von den fürchterlichsten, 
weniger nach aussen durch Schlagen nnd Werfen der Extremitä 
ten sich äussernden, als vielmehr im Innern wüthenden Zuckun 
gen befallen. Während dieser Zuckungen wurde sie mit grosser 
Mühe ins Bett gebracht, worauf sich die gewaltigsten Verzer 
rungen des Gesichts einfanden, so dass das sonst freundliche 
Gesicht dunkelroth wurde und aufschwoll, die Augen stark vor 
traten, der Mund sich nach links zog und aus ihm die dicke, 
tnit Schaum belegte Zunge weit über die angeschwollenen blau-
	        
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