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IV. Materia raedica und Toxikologie.
dert, der Puls war normal und klein; Patientin konnte noch
nicht aufdauern. Nach einem Essigklystiere schlief sie die ganze
Nacht unter Phantasmen; litt noch mehrere Tage an Beängstigung
und Kopfschmerz; war aber von der spastischen Strictur beireit.
— Das Mittel hob also das Uebel; aber es erregte beunruhi
gende Symptome. Durch eine noch kleinere Gabe wäre das
Erstere eben so gewiss erreicht, das Letztere aber zuverlässig
vermieden worden. Was hätte ich aber von der unverminderten
Anwendung der vorgeschriebenen Quantität zu fürchten gehabt!
IDieser Fall beweist, dass der Darmcanal schnell, sehr schnell ab-
jsorbire, und warnt vor grossen Gaben heroischer Mittel, deren
1 kräftige Präparate schon granweise kräftig wirken.
52. Die Paratinctur, ein schnelles Beruhigungs-
raittel der Zahnschmerzen; vom Staatsrathe I)r. FIufuland.
Eins der angenehmsten Geschenke der neuesten Pariser Pharraa-
cie ist unstreitig die Paratinctur. Sie wird aus den Blüthen des
Spilanthes oleracea gewonnen, einer Pflanze, die ursprünglich in
Paraguay zu Hause ist, neuerlich aber nach Spanien und Frank
reich und jetzt auch nach Deutschland verpflanzt worden ist.
Sie soll, wofür vielfache, auch in Berlin gemachte Erfahrungen
sprechen, wenn Zahn und Zahnfleisch damit bestrichen werden,
jeden Zahnschmerz, woher er auch entstehe, wenigstens sogleich
augenblicklich beruhigen. Zuweilen hält die Beruhigung an, zu
weilen ist sie aber auch nur temporär, wo man dann das Mittel
von neuem anwenden muss. Uebrigens hat man bei seiner Be
nutzung nichts zu befürchten. Es enthält nämlich nichts Nar
kotisches , oder die Zähne Angreifendes, sondern die Kraft scheint,
da man bei der Anwendung Wärme im Zahne fühlt, in einem
feinen Acre zu liegen. [HufelancTs Journal der prakt. Heil
kunde,, 1835, Jan.]
53. Paraguay Roux; aus dem Berichte über das klin.
chiturg.-augenärztl. Institut zu Berlin für 1833 vom G. R. v.
Grefe. Unter diesem Namen fand v. G., als er sich zuletzt in
Frankreich aufhielt, ein daselbst gegen Zahnschmerz sehr em
pfohlenes Mittel. Die Laien hielten es für unfehlbar und die
Aerzte bestätigten die beschwichtigende Kraft desselben. Meh
rere Versuche, die der Verf. später damit anstellte, stimmten
zwar nicht ganz für die gepriesene Unfehlbarkeit, fielen aber
doch meist so günstig aus, dass die Einführung dieses Mittels
nicht nur wegen der bis jetzt bewährten Heilkräfte, sondern
auch deshalb zu wünschen ist, weil man von ihm bei seinem er
wiesenen ganz eigenthümlichen Einflüsse auf die Alveolarnerven
auch andere heilsame Wirkungen erwarten kann. Auf ganz ge
sunde Zähne gebracht, erzeugte dieses Mittel in den Kronen sanfte,
nicht unangenehme Wärme, die tief einzudringen schien und bis
zu den Wurzelspitzen sich ausbreitete, während Überfliessende
Theilchen desselben auf Lippen, Zunge und Mundschleimhaut
merkliches heissendes und doch kühlendes Gefühl, stets mit ver-
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