IV. Materia medica und Toxikologie. 9?
so kann täglich das 2-, ja Sfaclie verbraucht werden, ohne das9
man dabei sich irgend belästigt fühlen wird. — Die Formeln,
nach denen v. G. das Carrageen am häufigsten verordnete, sind
folgende: 1) Carrag. elect. et conc. 3 ftj Lact. vacc. recent.
gix, Coq. ad retnan. Col. 5V add. Sacch. albiss. 5$—j, Aq.
amygd. amar. concent. 3j> M. et refrig. D. — 2) Carrag.
elect. et concis. 5jft coq. c. Aq. font. gxij ad rem. cot. 5V add.
Syr. Rub. Idaei gjft—5 ij. M. refrig. ]). Soll die Gallerte in
der Behausung des Kranken gefertigt werden, so kann man 3
Obertassen Milch mit 4 Quentchen zerschnittenen Carrageens und
1—2 Loth Zucker bis zu 2 knappen Tassen einkochen und die
ser Mischung einige Minuten vor dem Durchseihen eine zerdrückte
bittere Mandel zusetzen lassen. — Das hier besprochene Moos
kommt übrigens in grosser Menge an den flach auslaufenden
westlichen Küsten Irlands vor. Man sammelt es während der
Ebbe leicht und es dient Armen zur Nahrung. Nach Litsk kommt
es im atlantischen Meere an den Küsten von England, Irland,
Westfrankreich, Spanien und Portugal und überhaupt bis zu den
Wendezirkeln vor, auch soll eine demselben sehr ähnliche Pflanze,
der Fucus cartilag., von den Chinesen viel gebraucht werden
und wahrscheinlich den Schwalben die Materie zum Baue der india
nischen Vogelnester abgeben. Dem äussern Ansehen nach ähnelt
das Carrageen, doch nur entfernt, dem isländischen Moose. Zwi
schen den durchs Trocknen kraus zusammengeschrumpften Fält-
chen sieht man zuweilen Sandkörner, hier und da Seesalzan
schüsse, kleine Schalthiergehäuschen und kalkerdige Krusten
von einem Polyp, welcher zu den Blätterkorallen gehört. Im küh
len Wasser entfalten sich rasch die zusammengezogenen, deut
lich aufquellenden Theile zu regelmässigen, in zarte abgestumpfte
Spitzen auslaufenden, fast ganz durchsichtigen Ramificationen. Die
Farbe des im Handel vorkommenden Carrageen ist grösstentheils
hellgelb; sämmtliche einzelne Verzweigungen haben trocken eine
den Hornplatten gleichende Durchsichtigkeit. Der Geschmack ist
frei von allem widrigen des isländischen Mooses und nach gehö
riger Säuberung durchaus gleichgültig. Gekaut lässt es sich an«
fangs dünnen Knorpelscheiben ähnlich zermalmen, verliert aber
durch Feuchtigkeit und Wärme im Munde diesen Widerstand
bald. Der Geruch verräth etwas Jod, doch Hessen selbst die
empfindlichsten Reagentien nicht den geringsten Jodgehalt ent-?
decken. Auch enthält dieser Seetang überaus wenig Meersalz,
wohl aber Uebergewicht von schwefelsaurem Natrum. Was das
Botanische anlangt, so ist das Carrageen nach Schulz eine Tang-
aait Chondrus crispus Greville. Einige rechnen diese Speeiea
zur Gattung Sphaerococcus Stakh. Ihr Artencharakter ist fol
gender: Ch.fronde dichotmna cri^pa, laminis apice dilatatis inte-
vel laciniatis, tuberculis hemisphaericis subterminalibus hinc
coticavis. Die erste literarische Nachricht über Gebrauch des
Carrageen findet sich in: Arcana of Science and art. Lond. 1832,
Summarium d. Medicin. 1835. XI. ^