1)6 IV. Materia medica und Toxikologie.
heilen desselben vorkommenden Kolikschmerzen fast ohne Aus-
nähme. Indem sie auch da, wo noch so zarte Nahrungsstoffe
belästigen, in grossem Gaben gut vertragen wird, dient sie, wenn
andere Mittel der Art nicht zu geben sind, als treffliches Er*
nährungsmittel. Vermöge jener Eigenschaften nützt sie bei Ilei*
serkeiten, trockenem und krampfichtem Husten, Lungensuchten,
Durchfällen, Rühren» Schmerzen der Därme, die nach Entzün
dungen, Vergiftungen und Geschwüren Zurückbleiben, so wie bei
allen Krankheiten mit bedeutender Abmagerung und besonders
da, wo nach schwerem Siechthuine, wichtigen Operationen und
erheblichem Säfteverluste den Reconvalesceuten die zur geordne
ten Assimilation anderer Nahrungsstoffe nötliige Körperbewegung
noch nicht gestattet werden darf. Zugleich soll nach englischen
Aerzten das Carrageen als allgemeines und längere Zeit fast aus
schliesslich benutztes Nahrungsmittel gegen scrophulöse Drüsen
geschwülste und jene Dyskrasieen heilsam seyn, bei denen Er
satz der scharf gewordenen Säfte durch einfache, chemisch mög
lichst indifferente Stoffe angezeigt ist. Was die zuletzt erwähn
ten Zustände anlangt, so kann v. G. noch nicht aus eigener Er
fahrung urtheilen. — Die Anwendungsform ist manuichfach dem
Individuum anzumessen. Gewöhnlich wird die mit Milch oder
Wasser bereitete Gallerte, seltener das wässerige Decoct als
schleimiger Trank gegeben. Thoduntek in Dublin rühmt die
Milchgallerte mit der in Zucker eingemachten Radix Eryngii
marin* besonders in der Schwindsucht. Gegen Durchfall und
Rühren fügt man in England jeder Tasse des wässerigeu Decocts
einen Esslöffel Inf. Ratanh. hinzu. Ausserdem kann man durch
Canarien- oder Milchzucker, Honig, Himbeeren-, Orangenblü-
thensyrup, Zitronensaft, Zimmt, Pomeranzenschalen oder bittere
Mandeln das Carrageen theils angenehmer machen, theils die ge
gebene individuelle lndication zweckmässig berücksichtigen. Mit
Cacaobohnen erhält man eine sehr angenehme Chocolate. — Das
käufliche Seemoos muss man von den anhängenden fremden
Theilen sorgfältig reinigen, dann mit kaltem Wasser 5 Minuten
schütteln, damit es den vielen Seegewächsen eigenen Geruch
möglichst verliere, dann trocknen und als Cairageen electum auf
bewahren. Um die Gallerte zu erhalten» schneidet man es klein,
kocht es mit der gewählten Flüssigkeit und seiht diese dann Be
hufs der Sonderung der nicht aufgelösten Theile heiss durch.
Mit Milch erhält man aus ^ Quentchen des Mooses 5 Unzen
Gallerte, mit Wasser sind dazu 1-J. Quentchen nöthig. Unter
gleichen Verhältnissen bleibt die Gallerte mehrere Tage länger
als alle bisher bekannten unzersetzt. Von Gallerte aus Land-
pflanzen scheint dieselbe dadurch unterschieden, dass sie sich
durch Salpetersäure nicht wie jene in Schleim verwandelt. Im
allgemeinen lässt man 5—6 Unzen Gallerte theelöffelweise, z.
B. bei Hustenanfällen, oder auch in 2 — 3 Portionen getrennt
den Tag hindurch nehmen. Soll das Mittel vorzugsweise nähren,