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IV. Materia medica und Toxikologie.
waren geringer, die Auftreibung am Oberfusse und Knöchel ver
kleinert. Am 28. waren sämmtliche Geschwülste verschwunden,
beim Druck äusserte nur noch der linke obere Darmbeinrand ei
nen unbeträchtlichen Schmerz. Pat. beschloss freiwillig, die Cur,
weil sie ihm auch rücksichtlich seines Allgemeinbefindens so gut
bekomme, bis zum 24. Septembr. fortzusetzen. Die 2 Brötchen
hatte er in der letzten Zeit mit 4 Zwiebäcken vertauscht. — Am
2. Octbr. Hess mich Pat. rufen. Von dem Tage an, wo er die
Milch ausgesetzt, hatte er wieder Schmerzen, und nun besonders
in dem linken Hüftknochen bekommen. Sie verliefen längs des
Nervus ischiadicus. Auch der Ausfluss war noch nicht völlig ge-
tilgt. Das Oleum terebinthinae anfangs täglich drei Mal zu 20,
dann 30, dann 50 Tropfen äusserte auf beide Leiden nicht den
mindesten Einfluss. Die Schmerzen verloren sich erst nach 8tägi-
ger Anwendung spanischer Fliegen. Der Tripper wich sodann den
Cubeben. Auch im Jan. 1835 befielen den Kranken wiederum,
doch nur in unbedeutendem Grade die letztgenannten Schmerzen.
In seiner Familie ist die Gicht ganz fremd. Sein Geschäft nöthigt
ihn häufig, aus einer warmen Comptoirstube in eine kalte, feuchte
Niederlage zu gehen. Wenn schon durch diesen Temperaturwech
sel arthritische Erscheinungen bedingt werden können, so war
unter den Verhältnissen der Quecksilbergebrauch keineswegs zu
billigen, so wie leicht auch der in vorigem Sommer, während
der Milchcur, enorme Schweiss durch diesen, mir unbekannten,
öftern Temperaturwechsel nachtheilig eingewirkt haben konnte.
50. Das Carageen-Moos; aus dem Berichte über das
klin. chirurg.-augenärztl. Institut zu Berlin für 1833; vom G. R.
v. Gr^fe. Während des Aufenthalts des Vfs. in England im J.
1832 wurde dieses Moos bei Zehrkrankheiten überhaupt und be
sonders bei erethischen Stimmungen der Respiiations- und Dige
stionsorgane, mit Nutzen gegeben. Man hatte die fragliche See
pflanze erst seit ungefähr 2 Jahren gebraucht. Auf dem Conti-
nent, namentlich in Deutschland, war sie bisher nicht eingeführt.
Die ersten vom Vrf. angestellten Versuche fielen so befriedigend
aus, dass dieses Mittel jetzt von vielen Aerzten verordnet wird.
Da die Kranken von dem an sich sehr wohlfeilen Moose — das
Pfund kommt jetzt einen Thaler zu stehen — täglich nur wenig
verbrauchen, so kann man es auch bei Dürftigen anwenden. Die
aus diesem Moose in weit grösserer Menge, als aus allen bisher
bekannten Pflanzen leicht zu gewinnende Gallerte ist durchsich
tig, farbenlos und schmeckt durchaus nicht unangenehm, durch
welchen letztem Umstand sie sich besonders vor der aus dem
Lieh, island. bereiteten vortheilhaft auszeichnet. Dabei wird sie,
selbst bei schwachen, sehr empfindlichen Magen, ohne alle Be
schwerde verdaut. Bei erhöhter Reizbarkeit der Luftwege ist
ihr Genuss mit unmittelbar folgendem wohlthuenden Gefühle und
Nachlass des Hustens verbunden. Eben so direct besänftigend
wirkt sie auf den Darmcanal und mindert die bei mehreren Krank-