Full text: (11. Band = 1835, No. 9-No. 16)

94 IV. Materia medica and Toxikologie. 
entstellt und unkenntlich geworden, gab er immer dieselbe Antwort, 
nur dass er bisweilen über Hunger klagte. Eiding war nach 3 
Wochen völlig hergestellt, ist bis heute, d. 15. März 1835, nicht 
wieder erkrankt, hat aber, trotz der Abhaltung des Lichtes, be 
sonders ein sehr pockennarbiges Gesicht davongetragen. —- 
3) Knochenauftreibungen. D. 15. Jul. 1834 besuchte mich 
Hr. D. Er hatte vor 2 Jahren am Tripper gelitten und, ohne Zu 
ziehung eines Arztes, Copaivbalsam gebraucht. Im Febr. dieses 
Jahres hatte er sich von neuem eine Bleunorrhöe zugezogen; 
diesmal wollte sie aber seinem Mittel nicht weichen, und er be 
fragte deshalb einen Arzt, der ihn mehrere Wochen Kalomel 
und dann Cubeben brauchen liess. Es entstanden Knochenanf- 
treibungen an dem linken Oberfusse, so dass Pat. in Schuhen zu 
gehen genöthigt war, ferner am Knöchel, und dabei war das Knie 
geschwollen. Die obern Ränder der Darmbeine waren ebenfalls 
aufgetrieben, und schmerzten bei der Berührung. Vorzüglich die 
Kniegeschwulst nöthigte den Pat. zu lahmen; er konnte nicht 
ohne Stork, und nur sehr langsam, gehen. Als er zu mir in die 
Stube trat, schwitzte er heftig und war ganz erschöpft. Die 
Constitution des Kranken war, ohne so ererbt zu seyn, scrophu- 
lös und schwächlich. Ob das, ohne Diät gebrauchte, Kalomel 
den Hauptgrund zu den gegenwärtigen Leiden abgegeben hatte, 
will ich unentschieden lassen. Das zuletzt von dem vorigen Arzte 
verschriebene Unguent. neapol. liess ich bei Seite legen, verord- 
nete wöchentlich 2 Mal ein Schwefelbad mit etwas Schwefelsäu 
re, und zur alleinigen Nahrung Milch von der Kuh weg, und er 
laubte 1 Franzbrotchen des Tags. Pat. sah mich so zweifelhaft 
bei meiner Verordnung an, dass ich nicht vermuthete, ihn wie 
der bei mir zu sehen. Ich hatte mich jedoch getäuscht, den 25. 
erschien er, versicherte, die Diät zwar streng befolgt, täglich 3 
Kannen Milch getrunken, aber 2 Franzbrotchen gegessen zu ha 
ben. Pat. hatte im Durchschnitt 2 Stühle gehabt, vielen Urin 
entleert und ungemein geschwitzt, auch jetzt lief ihm der 
Schweiss immer tropfenweise über das Gesicht herab. Höchst 
merkwürdig war, dass der Tripper, welcher schon seit vielen 
Wochen ganz schmerzlos verlaufen war, von dem 1. Tage des 
Milchregims an wiederum Schmerzen verursacht hatte, über wel 
che Pat. auch heute noch klagte. Selbst die Harnröhrenmündung 
zeigte wieder etwas Röthe. Hätte Pat. vor Beginn der Cur noch 
an Schmerzen gelitten, so würde ich mich schon gewundert ha 
ben, dass sie bei dieser Diät noch nicht verschwunden wären.— 
D. 30. referirte Pat., er fühle sich viel gestärkter, könne besser 
gehen. Der Schmerz in der Harnröhre hielt noch an. Das Aus 
sehen des Kranken hatte sich sehr gebessert. Der Schweiss war 
so massiv, dass Pat. mehrmals täglich die Wäsche wechseln musste, 
die Schweisstropfen anhaltend auch beim Sitzen über das Gesicht 
herunter rollten. D. 17. Aug. war der Schmerz aus der Harn 
röhre seit einigen Tagen gewichen, auch die Knochenschmerzen
	        
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