Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

88 1. Pathologie, Therapie und medieinische Klinik, 
stand sich so besserte, dass der Knabe Anfangs Märg als an- 
scheinend gesund entlassen werden konnte. Den 17. März wurde 
ich jedoch wieder gerufen; die Schmerzen waren wiedergekehrt 
nnd erstreckten sich deutlich von der rechten Nierengegend längs 
des Harnleiters nach den Becken; auch an der Eichel empfand 
der Knabe einen schmerzhaften Kitzel; die Eltern gaben an, er 
sitze bisweilen stundenlang im Bette auf und betaste häufig das 
Glied, weshalb sie vermutheten, er treibe Onanie; der Drang 
zum Uriniren war jetzt häufiger, der Urin wurde nur tropfen- 
weise und unter den heftigsten Schmerzen gelassen, war übri- 
gens hell und durchsichtig, aber von eigenthümlichem, nicht am- 
moniacalischem Geruche; bald stockte aber die Ausleerung des- 
selben gänzlich, die Blasengegend war geschwollen, gespannt, 
schmerzhaft; es wurde eine Hanfsamenemulsion mit Kali carbon. 
und Ag. Lauroceras., erweichende Umschläge aus Leinsamen- 
mehl und eine krampfstillende Einreibung auf die Blasengegend 
verordnet, worauf sich die Zufälle milderten und der Urin unter 
geringen Schmerzen wieder gelassen werden konnte. Am 21. 
März wurde ich Abends 8 Uhr schleunigst gerufen, um dem Kna- 
ben Hülfe zu leisten, in dessen Harnröhre sich ein fremder, 
hart anzufühlender Körper befinde, der ihm fürchterliche Schmer- 
zen verursache, Ich fand den Knaben auf dem Rücken im Bett 
liegend, laut wimmernd. vor Schmerz, mit sehr fieberhaftem 
Pulse; den Penis in Erection, bedeutend angeschwollen, die Ei- 
chel stark geröthet, heiss und ebenfalls geschwollen; der Urin 
sickerte tropfenweise aus der Harnröhre. Mittelst der Sonde 
fühlte man deutlich einen harten, steinartigen Körper in der 
Harnröhre einige Linien hinter der Fossa navicularis fest einge- 
keilt; durch verschiedene Bewegungen mit der Sonde und mit 
Hülfe einer schmalen Pincette gelang es endlich, obwohl unter 
den heftigsten Schmerzen und lautem Schreien des Knaben, den 
Stein zuvörderst bis in die Fossa navicularis und nach einiger 
Zeit aus der Harnröhre heraus zu befördernz er war von der 
Grösse einer Zuckererbse, graulich von Farbe, von fester, stei- 
niger Consistenz, an der Oberfläche rauh und eckig. Nach Ent- 
fernung des Steins liessen sofort die Schmerzen nach und der 
Urin konnte ohne Hinderniss gelassen werden. Die zurückgeblie- 
bene geringe Reizung der Harnröhren - Schleimhaut wich sehr bald 
einer einfachen, reizmindernden Behandlung, und am 31. März 
wurde der Knabe als vollkommen genesen entlassen, ist auch seit- 
dem bis jetzt von allen Beschwerden befreit geblieben. =— 2) Frie- 
drich L., der 19jährige, gesunde, obwohl noch nicht sehr männ- 
lich entwickelte Sohn eines Pappenarbeiters , der seinem Vater 
in der Arbeit beistand, hatte seit 14 Tagen ohne bekannte 
Veranlassung gelinde kolikartige Schmerzen und ein Hinderniss 
beim Harnlassen empfunden, weshalb ihn der Vater einen Auf- 
guss von Wachholderbeeren trinken liess, jedoch ohne merkli« 
che Besserung des Zustandes, der sich indess auch nicht beden.
	        
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