S6 Il. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
oft ab. Der Koth war um diese Zeit blass, oft farblos, auch
der Urin sah blass aus und nichts deutete auf Icterus.. Das Koth-
brechen wurde nun seltener beobachtet und blieb endlich ganz
aus, die Unterleibsschmerzen dauerten aber noch fort und wur-
den manchmal ganz furchtbar, Auch das Poltern im Leibe war
wie früher. Kin hinzugerufener Arzt, der in der seit Anfang
des Uehels ausgebliebenen Periode eine Ursache desselben se-
hen wollte, rieth zum Natrum bicarbonicum. — Ende. März tra-
ten die heftigen Schmerzen zum letzten Male ein und gingen
dies Mal besonders nach der Rückengegend. Von. da an- aber
wurde das Befinden anhaltend besser, die täglichen Schmerzen
wurden geringer, das Poltern seltener und die Excremente: er-
hielten allmählich gehörige Färbung und zeigten keine Häute
mehr, Bei diesem Stande der Sachen gab man auch die Kly-
stiere immer seltener und sah darauf, dass Pat. ihren Hunger
immer nur mässig befriedigte. Als die gute Jahreszeit sich nahte,
ging sie auf das Land und sah nach einigen Wochen . blühender,
als je aus. Die Periode trat erst im Juli, doch ohne besondere
Hülfsmittel ein. Selten hat der Vf. einen Kranken nach £o an-
haltend schweren Leiden und nach so grosser‘ Erschöpfung so
völlig, wie dieses. Mädchen genesen gesehen, von dessen Section
er oft schon mit seinen Collegen gesprochen hatte. Dass wirk-
lich Verengerung an einer Stelle der Gedärme, wahrscheinlich
kurz vor dem Blinddarme zugegen war, und dass durch Abgang
der Pseudomembranen das örtliche Verhältnisse wieder herge-
stellt wurde, ist wohl gewiss. Wie es aber mit dem Mangel an
Gallenabscheidung stand, ist ungewiss geblieben. Der Vf. dachte
ein Mal an Gallensteine und suchte auch die Schmerzen von die-
sen abzuleiten, doch bestätigte sich diese Ansicht nicht, so wie
auch kein Leberleiden zu bemerken war. Das Ausbleiben der
Katamenien war wohl nur symptomatisch: sie blieben aus, - als
der Körper durch Krankheit erschöpft war, und zeigten sich wie-
der, als er neue Fülle erlangt hatte. Die wiederholten Blutegel
beseitigten die häufigen entzündlichen Reactionen, die zuweilen
lebensgefährlich waren und nützten dadurch wesentlich. Von den
übrigen Mitteln brachten wohl nur die Kliystiere wesentlichen
Vortheil. [Mecker’s wissensch. Annal. d. ges. Heilkı , 1834, Nov.]
47. Diabetes insipidus; von Dr. SCHLESINGER in Stet-
tin. Für Existenz einer insipiden Harnrohr, die Mehrere noch
nicht annehmen, spricht nachstehender Fall, der auch hinsicht-
lich der Aetiologie interessant ist: Ein 46jähriger Kaufmann, frü-
her Soldat und stete gesund, bis auf Typhus contagiosus in der
Kriegszeit, wurde plötzlich nach heftiger Erkältung von hitzigem
rheumatischen Fieber mit Lähmung aller Glieder befallen, ärzt-
lich und passend behandelt und bis auf ziehende Schmerzen in
der Nierengegend hergestellt. Der Urinabgang war fast normal,
nur zeigte der Urin starken Bodensatz, Nach 14 Tagen nahmen
die Schmerzen in der Nierengegend zu, der Urin wurde häußger