Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

84 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
haft entzündet und auf dem gleichfalls entzündeten Colon und 
Mesocolon sah man ein beträchtliches eiterartiges Exsudat. Die 
Bauchhöhle enthielt sehr viel dünne, gelb gefärbte Flüssigkeit, 
die man für Extravasat aus Magen oder Darmcanal halten musste. 
Auf der vordern Fläche des Magens nahm man ungefähr 5 Fin- 
ger breit vom Fundus und im gleichen Abstande von der kleinen 
und grossen Curvatur ein zirkelrundes Loch von 4 Linien Durch- 
messer wahr. Nach Eröffnung des Magens zeigte sich an der 
entsprechenden Stelle ein rundes, groschengrosses Loch mit cal- 
lösen, abgerundeten Rändern, die alle eigenthümliche Häute des 
Magens in sich aufnahmen. Den Grund dieses vernarbten Ge- 
schwürs hatte nur der Peritonäalüberzug des Magens gebildet 
und nach Zerreissung desselben war Ergiessung in die Unter- 
leibshöhle , Peritonitis und Tod eingetreten. Der Oeffnung ge- 
rade gegenüber, also an der hintern Magenwand, kam ein noch 
nicht geheiltes Geschwür von gleichem Umfange, aber von ge- 
ringener Tiefe, das dem Loche in der vordern Magenwand hin- 
sichtlich des Sitzes und des Umfangs ganz ähnlich war, zum 
Vorschein. Sonst waren alle Magenhäute gesund. [Med. Zei. 
v. Vereine f. Heilk. in Preussen, 1834, Nr. 53.] 
46. Wiederholtes Kotherbrechen mit glückli- 
chem Ausgange; von Dr. LicHTENSTEDT in St. Petershurg. 
Ein fast 16jähriges , früher immer gesundes, bereits einige Male 
menstruirtes Mädchen erkrankte im Herbste 1833 an heftigen 
Leibschmerzen, Erbrechen, Fieber etc. Der Arzt nahm ent- 
zündlichen Zustand in den Gedärmen an und wendete Blutegel 
und Kalomel an, worauf es besser ging. Doch wurde das Mäd- 
chen nicht ganz hergestellt; es traten oft heftige Schmerzen ein 
und nach denselben, oft aber auch allein, heftiges Poltern im Un- 
terleibe. Nach 8 Tagen kam die erste Scene wieder zum Vor- 
scheine und verschwand, um den jetzt erwähnten Zufällen Platz zu 
machen. Als dieselben zum 4. oder 5. Male eingetreten und schon 
seit Anfang des Uebels über 6 Wochen vergangen waren, wurde L. 
befragt. Dieser fand Pat. stets bettlägerig, fieberhaft, ermattet. 
Der Leib hatte sehr mässigen Umfang und schmerzte bei Berüh- 
rung und mässigem Drucke nirgends, dagegen traten sehr oft 
Sehmerzen in demselben ein, die besonders in der Mitte und nach 
rechts , doch eigentlich nirgends festsaesen; sie quälten Pat. bald 
halbe, bald ganze Stunden und nöthigten‘ sie, jammernde Töne 
auszustossen. Das ganz dem Uebergiessen einer Flüssigkeit in 
eine leere Flasche gleichende Poltern im Leibe stellte sich zu ver- 
schiedenen Zeiten ein. Blähungen erleichterten nicht. Der Stuhl- 
zang erfolgte selten und in kleinen Stücken, entsprach der Menge 
nach der geringen Masse von Nahrung und war ziemlich dunkel- 
gallig gefärbt. Der Urin sah mässig roth, zuweilen ganz trübe. 
Die Esslust war gering, der Durst meist stark, die Zunge blass- 
roth , nicht sonderlich belegt. — Eine Ursache war nicht zu ermit- 
teln, die zeitweisen Verschlimmerungen schienen jedoch, wenvD
	        
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