6 1. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
war, die Menschenblattern, Die Haut hatte ein seltsa-
mes Ansehen: die einzelnen, nicht confluirenden und entzünde-
ten. Pockenpusteln theilten den benachbarten Krätzpusteln die
Röthe mit, während dazwischen grosse Hautstellen mit den schmu-
ziggrauen Krätzpusteln bedeckt waren. Das Kind starb den 4. "Tag
nach der Eruption der Blattern, und ich habe nicht gesehen, dass
sie ‚auf die Krätze einen Einfluss gehabt hätten... — In einer. an-
dern Familie, welche mit jener conversirt hatte, erkrankten zwei
Kinder an den Menschenprcken ohne Krätze und genasen beide. —
Nach diesen Begebenheiten kann man nicht glauben,
dass Krätze und Pocken das Wechselfieber heilen,
da in dem einen Falle zu der Krätze sich ein Wech-
selfieber gesellte, im andern sich Menschenblattern
damit complicirten.
. 40. Rheumatische Coxalgie, beobachtet von Dr.
Ed. KuzHn, prakt, Arzte zu Leipzig. Wilhelm Lepge, 5 Jahre
alt, von skrophulöser Constitution, hatte noch keine der gewöhn-
lichen Kinderkrankheiten ‚überstanden , und bis in sein. viertes
Jahr an Drüsenanschwellungen, scrophulösen Ausschlägen (Grind)
and Augenentzündung gelitten. Diese Uebel waren nach einem
jang fortgesetzten Gebrauche der bei der Scropheikrankheit ge-
wöhnlichen Mittel ohne alle äussere Behandlung verschwunden,
und der Knabe erfreute sich ein Jahr hindurch einer sehr guten
Gesundheit. In der Mitte des Monate October fühlte derselbe
in Folge einer starken Erkältung der Füsse, welche durch mehr-
maliges Herumlaufen im Wasser veranlasst worden seyn sollte,
Schmerzen im linken Kniegelenke. Dieselben zogen sich von da
in die Schulter der entgegengesetzten Seite, nahmen nach mehr-
tägigem Verweilen daselbst das linke Hüftgelenk ‚ein und
zeizten sich hier eudiich fest. Der Knabe begann zu hinken,
konnte bald nicht mehr auf dem kranken Fusse auftreten und
klagte bei jedem Versuche dazu über. die heftigsten Schmerzen
an der bezeichneten Stelle. Einreibungen von Opodeldoc, ‚die
ein herbeigerufener Wundarzt verordnet hatte, und ein Terpen-
tinpflaster, welches die Eltern ausserdem noch auf das Iüftge-
lenk applicirten, blieben ‚ohne allen Erfolg; der Knabe konnte
bald das Bett gar nicht mehr verlassen und wurde immer lei-
gender, indem die Schmerzen, welche durch jede Veränderung
der Lage vermehrt wurden, ihm alle Ruhe und allen Schlaf
raubten. — In diesem Zustande hatte der Kranke bis zum 29. Octbr.
(etwa dem 14. Tage der Kraukheit) zugebracht, als ich von
den Eltern um ärztlichen Beistand ersucht ward und den Knaben
zum ersten Male sah. Das Knie des leidenden Gliedes stand
weit tiefer als das rechte; der linke Fuss war über X Zoll län-
ger als der andere, die Hinterbacke dieser Seite flacher, die
Gegend des grossen Trochanter erhaben, geschwollen, rosenartig
enizündet ( wahrscheinlich in Folge des Terpentinpflasters) und
bei der leisesten Berührung. sehr schmerzhaft. Der Kuabe hielt