i2 1M. Pathologie, Therapie und, medicinische Klinik.
[I. PATHOLOGIE, THERAPIE Und MEDICINISCHE KLINIK.
39. Zu den Wechselfiebern; aus den Papieren des
Dr. Voier zu Leipzig. (Schluss: s. Summar. Bd. X, Hft. 1.
No. 4.) HI. Wenn wir von den Ursachen der Wechselfieber
reden, so kommen auch die sogenannten angeborenen Uebel die-
ser Art zur Sprache; denn dass Kinder, welche von wechselfie-
berkranken Müttern geboren werden, dieses Fieber gewöhnlich
mit auf die Welt bringen, haben unter Andern L. JouserT, Fr,
Horrvann, FeERNeL und RusseL versichert. Allein ich habe ei-
nen Fall mitzutheilen, wo das Wechselfieber auf die Leibesfrucht
überging, ohne sich der Mutter mitgetheilt zu haben; gerade so, wie
schwangere Mütter, welche sich der Pocken - oder Pest- Anste-
ckung ausseizten, .ohne selbst zu erkranken, pocken- oder pest-
kranke Kinder zur Welt brachten. — 5) Eine 38jährige Frau,
gut constitutionirt und gesund, hatte Z Schwangerschaften ohne
widrige Zufälle überstanden und % gesunde Kinder leicht und
normal geboren. Drei Monate nach einem geheilten 'Tertianfieber,
welches später in eine Quotidiaua übergegangen war, concipirte
sie zum 8. Male. Gegen die Mitte dieser Schwangerschaft, welche
bis dahin ebenfalls regelmässig verlaufen war, unterzieht sie sich
der Pflege und Wartung ihrer am Tertianfieber schwer erkrank-
ten Schwester. Dieses Fieber macht seine Paroxysmen mit Er-
brechen einer schwarzen Masse. Indem nun die Schwangere die
Kranke unterstützt, ihr den Kopf hält u. s. w., kann sie nicht
verhindern, dass sie mitunter bespieen wird, wobei, wie auch
bei Wegschaffung dieser Unflätherei, ihr dermaassen ekelt, dass
sie in Gesellschaft mitbricht und oft fürchtet, alles dieses dürfe
ihr oder ihrer Leibesfrucht nachtheilig werden. —- 6 his 7 Wochen
unterzieht sie sich der Wartung der Kranken, 6 bie 7 Wochen ekelt
es ihr und erbricht sie sich: dann aber vermag sie es nicht mehr
über sich zu gewinnen, und sie muss die Schwester ihrem Schick-
sal überlassen. — Nun verläuft die Schwangerschaft, ohne weitere
Störung und srreicht mit dem 23. August 1828 durch die glück-
liche Geburt eines, dem Anscheine nach gesunden und nicht
schwächlichen Knaben ihr normales Ende, — Das Zweite, was
der Knabe, nachdem er durch Schreien sein Daseyn beurkundet,
beginnt, ist: er bricht, er hricht alle Tage und brach
noch, als ich ihn 6 Wachen später in die Behandlung nahm.
Das Erbrechen — um hierbei gleich stehen zu bleiben, bestand
aus Schleim, oder aus Milch, oder aus beiden zusammen, und
später aus einer sehr sauer riechenden Masse. WUebrigens trat
dieses Erbrechen nicht jedesmal nach dem Essen: es trat zu
unbestimmten Zeiten ein. — Gleich den ersten Tag nach der
Geburt bemerkt man an dem Kinde eine auffallende Hitze, eine
trockene Brennhitze, die sich über den ganzen Körper verbrei-
tete. Diese Hitze sieht man alle Tage mit der 4. Frühstunde
zurückkehren und alle Tage mit der 9. Morgenstunde verschwin-