Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

73 
VL. Staatsarzneikunde. 
ferner eichtlich und ist jetzt noch ganz gesund und munter. 
5 Tage nach Aufhören des Blutabgangs aus den Geschlechtsthei- 
jen schwollen die Brüste an, ohne dabei entzündet zu seyn, wie 
dies sowohl bei neugeborenen Mädchen, als Knaben nicht selten 
vorkommt. — Die unmaassgebliche Meinung des Verfs. über die 
ursächlichen Verhältnisse dieser Erscheinung sind folgende: er 
hält dies Phänomen. für ein theils auf physiologischem, theils 
auf pathologischem Wege erklärbares. Nach HaııerR sind bei 
einem eben geborenen Mädchen die untern Gliedmaassen sehr 
klein und der grösste Theil des Bliuts der Art, iligca geht in 
dem Nabel, ein kleiner ins Becken. Nachdem aber das Kind ge- 
boren und die Nabelarterie unterbunden worden ist, steigt alles 
Blut der Art. iliaca sowohl in die untern Glieder, als ins Be- 
cken hinab. Das Mitgetheilte scheint das Mittel zur Erklärung 
dieser Erscheinung auf physiologischen Wege. Pathologische 
Bedeutung erhält sie erst durch Unterbindung der Nabelschnur 
und zwar namentlich durch voreilige Unterbindung derselben, 
Wird nämlich die Nabelschnur zu voreilig unterbunden, zu einer 
Zeit, wo Freiheit des Lungenblutlaufs noch nicht gesichert ist, 
wo die Nabelgefässe noch pulsiren, so muss das um diese Zeit 
von der Iliaca aus noch in die Nabelgefässe strömende Blut noth- 
wendig ins Becken hinabgedrängt werden: weil aber der Kreis 
lauf noch nicht gehörig regulirt ist, muss daselbst Ueberfüllung 
mit Blut eintreten. Wo nun das hier abnorm angesammelte Blut 
nicht wieder in den Kreislauf aufgenammen wird, muss es sich 
sonst wo einen Ausweg bahnen, und es bahnt sich diesen bei 
Mädchen durch die Genitalien. Es wäre demnach diese Erschei- 
nung zugleich eine kritische, und wirklich spricht hierfür im obi- 
gen Falle einigermaassen das Ruhigerwerden des Kindes in der 
Nacht, nachdem das Blut abzugehen begonnen hatte, auch be- 
stätigt sie die Annahme Mehrerer, dass das vorschnelle Trennen 
des Kindes von der Mutter, durch Unterbindung der Nabelschnur, 
den ersten Grund mancher Krankheitserscheinungen enthalte, die 
wir bei Neugeborenen, früher oder später, öfters ohue klare 
pathologische Einsicht, hervorbrechen sehen. Die oben erwähnte 
Anschwellung der Brüste hält C. für consensuell. [Med. Corre- 
spondenzblatt d. württ. ärztl. Vereins, Bd. IV, Nr. 11.] 
VI. STAAT 
„.„NEIKUNDE. 
85. Was hat der Gerichtsarzt bei vorkommenden 
Tödtungen, nach dem österreichischen Strafgesetz:- 
buche zu erheben und zu begutachten? Von Dr. Lan- 
GER, Professor zu Gräz. Aus dieser gründlichen und umfassen‘
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.