Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

VI. Staatsarzneikunde 
niemals ausgeübt zu haben behauptete. Letzteres ward zugege- 
ben und dabei erwähnt: ein Mann habe mit seinem entblössten 
Gliede ihre Geburtstheile berührt, wodurch ihre Wollust rege 
geworden, und als der Reiz bei ihr aufs Höchste gestiegen, sey 
in demselben Augenblicke des Mannes Samen gegen die Oeffnung 
ihres Jungfernhäutchens gespritzt, der feine Dunst desselben von 
ihren sehr angespaunten Geburtstheilen schnell angezogen und 
30 die Conception bewirkt worden. Sie beruhigte sich nun und 
gestand später, dass sie im April bloss ein Mal von ihrem Brot- 
herrn, der den Vorgang eben so erzählte, und weiter von Nie- 
mandem, auf obige Weise berührt worden sey. Im Januar ward sie 
entbunden. — 2) Auf ihre erwachsene Tochter hatte die Mutter 
einer wohlhabenden Familie Verdacht von Schwangerschaft. Das 
Mädchen fühlte sich deshalb sehr gekränkt und versicherte hoch 
und theuer, auf diese Art niemals mit einem Manne zu thun 
gehabt zu haben. Indessen hatte es ein Verhältnise mit einem 
jungen Manne, den die Eltern nicht zum Schwiegersohne ha- 
ben wollten, und dem Grame über dieses Verhältniss schrieb es 
das Ausbleiben seiner Regeln und das Anschwellen seines Un- 
terleibes zu. Die Untersuchung des Unterleibes bestätigte obi- 
gen Verdacht; aber der Eingang in die Mutterscheide ward durch 
ein ganz vollkommenes, sehr dünnes und zartes Hymen verschlos- 
sen. Dicht unter der Harnröhrenmündung war die natürliche, 
aber sehr kleine Oeffnung desselben. Der nnleugbaren Schwan- 
gerschaft ungeachtet, entrüstete sich ‚die Person ob des Ver- 
dachtes; nachdem sie aber dieselbe Belehrung erhielt, welche 
der Dienstmagd in voriger Geschichte zu Theil geworden, sank 
sie sinnlos nieder und bestätigte, wie auch ihr Geliebter, später 
den Hergang der Vorhochzeit. — 3) Eine Frau, die schon ein 
Mal geboren hatte, war bei der zweiten Entbindung von unwis- 
senden Hebammen gemisshandelt worden. Die Harnblase war 
durchlöchert und die Mutterscheide verengert. Drei Wochen 
nach der Entbindung mit der Zange fand R. dicht hinter der 
Biasenwunde die Mutterscheide so eng zusammengeschnürt, dass 
kaum eine gewöhnliche Knopfsonde eingebracht werden konnte, 
Wollte der Mann mit dieser Frau concubiren, so musste er sich 
mit dem sogenannten Vorhofe begnügen: die Scheide selbst war 
und blieb ihm verschlossen. Dennoch ward die Frau zum dritten 
Male schwanger und abermals entbunden, indem, wie voriges 
Mal, die verengerte Scheide künstlich erweitert werden musste, 
— Diese dritte Empfängniss genannter Frau hat mit den in bei- 
den vorstehenden Fällen die grösste Aehnlichkeit und beweist 
gleich ihnen, dass es bei der Befruchtung nicht auf die Quanti- 
tät, sondern auf die Qualität des Samens ankommt, und dass 
selbige schon durch den Halitus seminis bewirkt wird (quod nor 
negamus). [Casper’s Wochenschrift f. d. ges. Heilkunde, 1835, 
Kedacteur: Dr. E. ıl. Kneschke. — Verleger: E. F. Steinacker.
	        
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