V. Psychiatrie,
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tig wurde. Nach Beseitigung der Manie starb er wahnsinnig an
Wassersucht. — 10) Dass bei Wechselfiebern und Seelenstörun-
gen unter allen Krankheiten am häufigsten Rückfälle vorkommen,
bestätigen Viele durch ihre Erfahrungen. Unter den Fiebern neigen
sich die eintägigen am meisten dazu, weil sie sich besonders aus
der Constitution entwickeln. Dasselbe ist bei den Seelenstörun-
gen der Fall. Hierzu kommen noch bei beiden die äussern Ur-
sachen, welche die Krankheiten bedingten oder erregten: unge-
gunde Atmosphäre, unverdauliche Kost, sitzende Lebensweise und
excitirende oder deprimirende Gemüthsbewegungen. Ausserdem
lassen sich oft die organischen Bedingungen der Seelenstörungen :
Gehirn-, Lungen- oder Herzfehler durchaus nicht heben. Sie
lassen sich beruhigen, die Systeme und Functionen des Körpers
setzen sich wieder einigermaassen ins Gleichgewicht, der Seelen-
kranke genest, aber nach Aerger, unbedeutendem Schreck, leich=
tem Fieber etc. erscheint die Seelenstörung wieder, oder dies
geschieht durch kosmische Verhältnisse, grosse Kälte oder Hitze
etc. Im Frühjahre und Herbste kehrt oft die Gicht und auch
die Seelenstörung bei gichtischen Subjecten zurück. Die Jahres-
zeit, in der die Seelenstörung zuerst auftrat, ist bei der Wie-
derkehr derselben am meisten zu fürchten. Dasselbe sieht man
bei Kopfübeln. W. behandelte ein 1jähriges Kind, dessen beide
Eltern vor 12 Jahren geisteskrank waren, an acuter, später chro-
nischer Hirnwassersucht. Das Kind war nervöser Constitution
wie die Mutter. Wurmkrankheit und Zahnen complicirten sich
damit. Antiphlogistische, ableitende, krampfwidrige, wurm- und
harntreibende Mittel hoben nach 6 Wochen das Uebel spurlos.
Körper und Geist entwickelten sich gut, doch nach einem Jahre
trat Kopfwassersucht wieder auf und führte nach 10 Wochen den
Tod herbei. — 11) Gemüthsbewegungen der Mutter während
der Schwangerschaft, vorzüglich heftiger Schreck, doch auch
Furcht und Angst, disponiren das Kind zu Seelenstörungen oder
Epilepsie, wohl auch zu beiden zugleich. Bisweilen stellt sich
dann schon in den ersten Lebensjahren Blödsinn, bisweilen aber
Manie oder Wahnsinn im Jünglings- oder Mannsalter ein. Häufig
kommen nach Sonnenstein Kranke, deren Mütter in den Kriegs-
jahren dergleichen Gemüthsbewegungen ausgesetzt waren. — Ein
Mann misshandelte grässlich seine auf ihn eifersüchtige Frau im
8, Monat ihrer Schwangerschaft. Die Geburt verlief gehörig.
Im 2. Jahre trat bei dem Mädchen sehr deutlich Blödsinn her-
vor. Es bekam heftige, epileptische Krämpfe, wühlte mit dem
Hinterkopfe ins Bett und fand nur mühsam eine passende Lage
des Kopfa. Kalomel, Zinkblumen, Chenop., Pomeranzenblätter
und Zugpflaster in den Nacken beseitigten die Krämpfe, Doch
bot das Kind auch ferner Zeichen des Blödsinns dar und schien
seiner Muskelthätigkeit nur wenig mächtig zu seyn. Ks ist jelzt
5 Jahre alt, kann noch nicht sprechen, versteht aber einige
Worte... Die Eltern und die übrigen Kinder sind gesund. Die
fast in jedem Frühjahre wiederkehrenden Krämpfe liessen sich