El. Chirurgie und‘ Ophthalmologie. 497
In der vierten Woche verliess sie zuerst das Bett wieder, Die
Oeffnung oberhalb der Brücke hält etwa 1 Zoll im Längendurch-
messer, die ‚unterhalb derselben aber etwa 15 Linien. Der Ge-
bärmutter- und Scheidenvorfall wird durch diese Brücke so voll-
kommen zurückgehalten, dass die Frau ihrem schweren Haus-
wesen wieder vorstehen kann. [Casper’s Wochenschrift f. d. ges.
Heilk. , 1835, Nr. 12.]
2 273. Glückliche Heilung eines widernatürlichen
Gelenkes am linken Unterschenkel durch Einzie-
hung eines Haarseils um die Bruchstelle; vom O0. A.
Wundarzte Saurer in Spaichingen. Eine 54jährige Witwe, Mut-
ter von 12 Kindern, von arthritischer Constitution, erlitt im Sept.
1832 einen complicirten Bruch der linken Tibia, ungefähr in der
Mitte derselben, dadurch, dass sie den Fuss unter das Rad ei-
nes beladenen Holzwagens brachte. Im Mai 1833 wendete sie sich
an S., da sie den nun schon vor 9 Monaten gebrochenen Fuss noch
nicht gebrauchen, ja nicht ein Mal auf demselben stehen konnte
und der Meinung war, dass noch Knochensplitter herausgenommen
werden müssten. Als S. den aus Zirkelbinde, Streifen von aufge-
strichenem , vertrocknetem Oxycroceum-Pflaster und einem solchen
Pflaster unmittelbar um die Bruchstelle herum bestehenden Ver-
band abnehmen liess, entdeckte er sogleich ein widernatürliches
Gelenk und erklärte deshalb, dass vollkommene Wiederherstellung
nur mittelst einer Operation zu erwarten sey, womit sich O. A.
Arzt v. SPRINGER ganz einverstanden erklärte, auch die Operations-
methode, bei der das Haarseil nicht durch, oder zwischen die
Bruchenden, sondern um die Bruchstelle der Tibia herum gezogen
werden sollte, billigte, S. unternahm daher am 50. Mai diese Ope-
ration. Mittelst Bistouri machte er aussen und innen &n der Bruch-
stelle Einschnitte bis auf den Knochen , stach dann eine etwas ge-
krümmte, + Zoll breite Haarseilnadel in die äussere Wunde ein,
führte sie um die Bruchstelle der Tibia herum und bei der innern
Wunde heraus und zog das aus einem zollbreiten Leinwandstreifen
bestehende Haarseil ein.“ Die Operation selbst ging glücklich vor-
über: es spritzte zwar eine kleine Arterie, doch hörte sie durch
Druck bald zu bluten auf, und im Ganzen gingen kaum 1}. Unze
Blut verloren. Nachdem der Unterschenkel durch einfachen mäs-
sig festen Verband und mittelst Strohladen, Spreukissen und Schie-
nen gehörig besorgt war, wurde er auf ein Spreusäckchen und ein
dazu gefertigtes Bret gelegt und auf einer Feder schwebend in die
Höhe gehängt. Schon am 2. Tage war bedeutende Entzündung
und Eiterung eingetreten, weshalb ein ganz frischer Theil des
Haarseils nachgezogen wurde. Den Verband befeuchtete man an-
fangs.mit Ag. Goul. und Branntwein und das Haarseil bestrich man
mit Digestivsalbe. Bei dieser Behandlung bemerkte der Vrf. schon
nach 14 Tagen ziemliche Festigkeit der Bruchenden und nachdem
v. Sparngen sich am andern Tage ebenfalls von diesem glücklichen
Erfolge überzeugt hatte, wurde: nach einigen Tagen das Heraus“
Summarium d, Medicia, 1835. X. R2