IM. Materia medica und Toxikologie, 479
gen und Zwischenränme der Zähne dringen und den cariösen Zer-
setzungsprocess beschränken, theils auch umstimmend auf Schleim-
drüsen der Wangen und Lippen wirken, von denen oft scharfes
Secret abgesondert wird, das den Schmelz der Zähne ergreift,
ihn ausfurcht und schwarz und rissig macht. [Med. Zeit. v. Ver-
eine f. Heilk. in Preussen, 1835, Nr. 9.]
260. GuTHRIE’s Augensalbe; aus dem Berichte über
das klin. chir. augenärztl. Institut zu Berlin für 1833 vom G. R.
Dr. v. Grmre. Diese aus Höllenstein, essigsaurem Blei und Fett
bestehende Salbe sah v. G. im Westminster Ophthalmical - Hos-
pital in London von GurHrRIE gegen idiopathische, besonders
aber gegen scrophulöse, veraltete, -mit Auflockerungen der Pal-
pebralconjunctiva verbundene Augenbiennorrhöen und gegen chro-
nische Conjunctivitis mit Pannusbildung und Hornhauttrübungen
anwenden. Günstige Erfahrungen in dem Institute des Vfs. las-
sen dieses Mittel um so mehr empfehlen, als dasselbe Mehre-
ren, die an derartigen Uebeln litten und bei denen die bisher
bekannten Curmethoden erfolglos geblieben weren, entschieden
half. Die in der Westminster - Anstalt gebräuchliche Zusammen-
setzung ist folgende: BR. Argent. nitric. eubtil, pulver£gr. v-—x
mise. bene c. Ung. cer: 3} et add. Kxztr. Saturn. gtt. j—xv. Im
Berliner Institute bewährte sich die Salbe am meisten in nach-
stehender etwas milderer Form: Rz. Argent. nitr. fus. gr. ij.
Axung. porc. 3j Acet. saturnr. gtt. v. M. exact, Von diesem Un-
guent nun legt man ein linsenförmiges Klümpchen auf die Spitze
eines‘ Miniaturpinsels, streicht es unter das untere Augenlid,
schliesst die Angenlidspalte, entfernt dann den Pinsel und sucht
durch sanftes Reiben der Lider die Salbe gleichmässig auf den
Bulbus zu verbreiten. Es treten danach verhältniesmässig nur
geringe. Schmerzen, lebhaftes Thränen und stark vermehrte, nach
einigen Stunden sich aber wieder verringernde Röthang ein. Dem
verschiedenen Sensibilitätestande nach kann man die Salbe täg-
lich, oder alle 2-—3 Tage einstreichen, Schon nach den ersten
Einpinselungen nimmt man überall, wo die Mischung der Augen-
individualität entspricht, auffallende, zum fernern Gebrauche die-
ses Mittels auffordernde Erleichterung und namentlich Zurücktre-
ten der Bindehaut und der krebshaften Vaseulosität wahr. Zwar
haben Augenärzte schon lange den Lap. infern. angewendet, doch
bedienen sie sich dessen mehr als Reizmittels oder in verdünn«-
ter wässriger Auflösung, besonders gegen Krankheiten des Thrä-
nensacks. Zur Bekämpfung der heftigsten Augenliderblennor-
rhöen gebrauchte ihn v, @. schon vor mehreren Jahren und zwar
in sehr concentrirter Auflösung nämlich zu 10 Gr. anf 1 Unze
Wasser. Durch das gewählte Menstruum differirte diese Art,
den Zap. infern. zu benutzen, wesentlich von der GuTHRIF’S, da
bei ersterer der Lap. infern., worauf gewiss viel ankommt, in
Wasser gelöst und nicht mit fettem Vehikel verbunden war. Of-
fenbar scheint nämlich Gurarm’s Mischung durch theilweise che-