Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

2 1. Materia medica und Toxikologie, 
stube begab, dort in eine Badewanne erst ein Meukissen und 
dann auf dasselbe das entkleidete Kind mit dem Bauche legte 
und mit eigener Hand die kalten Uebergiessungen über den Rü- 
cken aus einem mehrmals gefüllten grossen Topfe anstellte, dann 
das Kind wohl eingehüllt zu Bette brachte und, über den Erfolg 
ausser Zweifel, heiter in die Gesellschaft zurückkehrte. Davon, 
dass hier wirklicher Croup zu befürchten gewesen, hatte sich E,, 
der ins Krankenzimmer gefolgt war, zwar nicht überzeugen kön- 
nen, noch weniger aber konnte er die wunderbar günstige Wirkung 
leugnen, welche die Uebergiessungen im Fieberzustande, in der 
Atlımungsbeschwerde, dem Husten etc. des Kindes im Augenblicke 
hervorbrachten. — Wie schüchtern wendet man dagegen diese Ue- 
bergiessungen unter ähnlichen Umständen gewöhnlich bei uns an. 
Lässt sie ja ein Mal ein Arzt beim Cronp machen, so sind sie der 
letzte Versuch im letzten Stadium, was allerdings nur ein Mittel in 
Verruf bringen kann, dessen wiederholte, unter Umständen 2 bis 
3stündliche Benutzung gerade um so heilbringender ist, je früher 
man dazu die Zuflucht nimmt. — UVebrigens dürfte der scheinbare 
Gegensatz zwischen kalten Uebergiessungen und Anwendung des 
heissen Wassers beim Croup vielleicht dadurch sich in etwas aus- 
gleichen, dass das Wasser in beiden Formen Nerven- und Hantthä- 
tigkeit mächtig erregt und zugleich ableitet, jedenfalls aber in ei- 
nem Uebel, wo man nicht genug eilen kann, ein Mittel, welches 
man in beiden Formen 80 leicht und überall haben kann, wenn die 
Erfahrung es als heilsam im Croup und croupähnlichen Zuständen 
ausweisen sollte, höchst beachtungswerth seyn. [Mec, Zeit. vom 
Vereine f. Heilk. in Preussen , 1534, Nr. $.] 
23. Vergiftung durch Stechapfelsamen; vom Kreis- 
physikus Dr. ScHuLTZE in Spandau. Am 16. Febr. 1832 hatte ein 
einige 60 Jahre alter Ackerbürger mit seiner etwas jüngern Fran 
auf den Rath Anderer gegen Seitenstiche einen Esslöffel Sem. 
Stramonü mit Bier und Brot gekocht Mittags genossen, Nach ei- 
ner halben Stunde stellten sich bei beiden Schwindel, Betäubung, 
Schlafsucht, Krämpfe ein. Nachmittags 5 Uhr wurde S. gerufen, 
Er fand beide heftig schnarchend und bewusstlos, mit herabhän- 
gendem Unterkiefer, Zucken an Händen und Füssen, Rollen der 
Augen und erweiterter, gegen Licht unempfindlicher Pupille. Mit 
den Händen griffen sie automatisch umher, manchmal nach Nase, 
Ohren und Kopfe, Die Haut fühlte sich kühl an, und der Puls war, 
mit Unterdrückung einzelner Schläge, etwas beschleunigt. Trin- 
ken war nur mit grosser Mühe und Anstrengung möglich. Durch 
ein starkes Emeticum wurde nur ein Theil der Suppe, in der die 
Körner ganz aufgelöst waren, ausgeleert. Auf Lavements erfolgte 
gewöhnliche Oeffnung. Nachts trat momentan einige Besinnung 
ein und die Zuckungen wurden etwas schwächer, doch blieben 
Hände und Gesicht kalt. Im etwas aufgetriebenen Unterleibe klag- 
ten beide über Brennen. Am nächsten Morgen war die Stimme 
heiser, Jallend, das Schluchzen mühsam, schmerzhaft, Kin zwei-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.