Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik, 467 
Constitution, untersetzter Stätur, aber derber, kräftiger Musculz- 
tur, hatte sich seit seinem Abschiede aus 13jährigen Militärdien- 
sten mit Täschnerarbeit beschäftigt; seit 4 Jahren war er mit 
einer gesunden blühenden Frau verheirathet und Vater von 3 Kin- 
dern, deren jüngstes erst 1 Jahr alt, die insgesammt einen von 
der Mutter auf sie übergegangenen scrophulösgen Habitus verra- 
then. K, will stets: gesund und in jeder Beziehung mässig ge- 
lebt haben, er wusste sich keiner überstandenen Krankheit zu 
entsinnen. Nachdem er angeblich erst seit Weihnachten 1834 
an öfters wiederkehrenden drückenden, stechenden, ziehenden 
Schmerzen in der rechten Seite (der Lebergegend) gelitten, nah- 
men diese Ausgangs Januar 1835 so überhand, dass sie ihn zur 
Arbeit unfähig machten und zu Hause zu bleiben nöthigten. Am 
1. Februar sah ich ihn zum ersten Male; sein Ansehen war fahl, 
schmuzig -gelb, der Ausdruck seiner Züge sehr leidend, der Blick 
matt, glanzlos; er klagte über anhaltende heftige, stechende 
Schmerzen, besonders: im rechten Hypochondrium bis zur Nabel- 
gegend, die durch äusseren Druck vermehrt wurden; die linke 
Seitenlage war sehr erschwert, weshalb Pat. immer auf dem Rü- 
sken ‚oder der rechten Seite liegen musste; der Appetit war gut, 
die Zunge leicht gelblich belegt, der Stuhl war seit einigen Ta- 
gen verstopft, der Puls frequent, schnell, härtlich. Da der ganze 
Habitus‘ des Kranken und die referirten. Symptome: auf ein Un- 
terleibsleiden hindeuteten, so wurde der ganze entblösste Unter- 
leib genau explorirt. Das rechte Hypochondrium war auffallend 
angeschwollen; man fühlte, namentlich wenn man den Kranken 
tief einathmen liess, die sehr vergrösserte, harte Leber und be- 
sonders den enorm grossen rechten Lappen, deutlich; ihre Rän- 
der traten scharf hervor, der äussere und untere reichten bis in 
die Gegend des Hüftbeinkammes; nach links‘ erfüllte die Leber 
die ganze Breite der oberen und mitteren Bauchgegend. -— Es 
wurden im Verlaufe von 6 Wochen wiederholt Blutegel ad lo- 
cum dolentem, Epispastica, Kataplasmen, Quecksilber innerlich 
nnd äusserlich, in verschiedenen Verbindungen, Sulph. aurat., 
Salmiak, Brechweinstein, Akonit, Cicuta, Hyoscyamns, Dulcamara, 
Blausäure, Opium mit Ipecacuanha, Alo&, Senna, ölige Kmulsio- 
nen mit gelinden Mittelsalzen u..s. w. angewendet, aber Allea 
ohne wesentlichen Erfolg, höchstens wurde Pat, temporär erleich- 
tert. Die Krankheit schritt unaufhaltsam fort; die Geschwulst 
schien sich mit jedem Tage zu vergrössern; bald fühlte man 
auch Finctnation in der Unterbauchgegend. Die Respiration wurde 
allmählich kürzer und beengter,.tieferes Einathmen steigerte den 
Schmerz und erregte einen kurzen, schmerzhaften Husten, der 
nur wenig Sputa herausförderte; dazu gesellte sich Schmerz in 
den Extremitäten der rechten Seite, Schlaflosigkeit, profuse Nacht- 
schweisse; die Ausleerungen erfolgten regelmässig und ziemlich 
reichlich; der Stuhl war dunkelbraumt, breiartig, manchmal halh- 
Nüssig, in den letzten Tagen einige Mate mit‘ dunkelem, gruniö- 
rn *
	        
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