[. Pathologie‘, Therapie und medicinische Klinik, 465
ment dey Ikterus krankhaft gesteigerte Empfindlichkeit, Erethis-
mus im Plezus nervorum hepaticus, oder Icterus mere spasticus
an. Die eigentliche Ursache dieser krampfhaften Gelbsucht schien
ihm im an erhöhter Nervenreizbarkeit kränkelnden Gallensysteme
zu liegen, die Gelegenheit. aber Gram und Gemüthsbewegung
abgegeben zu haben. Pat. erhielt, neben reizloser, nährender
Kost Inf. Valer. mit Kıtr. Absinth. — Fumar., Hyosc, und
Elir. aurant, comp. und diesem Inf. wurde eine Tropfenmischung
aus Tinct, Asae foet., Ol. anim. aeth. und Spir. sulph. aeth. in-
terponirt. Nach 14tägigem Gebrauche dieser die krankhafte Ner-
venreizbarkeit mindernden und die reproductive Thätigkeit anre-
genden Arznei war Pat. geheilt, doch nahm sie der Sicherheit
wegen zu gewissen Zeiten die erwähnten Tropfen noch immer,
seltener aber die bittere Mixtur, Wo blieben hier Gallensteine,
wo Leberverhärtung? Welche Masken legen Hysterie und Hy-
pochondrie an, und wie oft dringen sie den Glauben an organi-
sche Leiden, an materielle Reize den Aerzten da auf, wo doch
nur dynamische Alteration gewisser Nervenpartieen die täuschenden
Erscheinungen herbeirief! Den deutlichsten Beleg eines Verhält-
nisses dieser Art giebt auch folgender Fall: IV. Eine geistreiche
und wohlgestaltete Predigerfranu hatte schon vor ihrer Verheira«
thung allerlei Krampfbeschwerden, besonders Magenkrampf, ge-
habt, als sie davon plötzlich so gefoltert wurde, dass sie dem
Bette zueilte. Hätten nieht noch Somnambulismus und Visionen
gefchlt, so hätte man Pat. das Non plus ultra einer Hysterica
nennen können, denn kataleptische, den epileptischen ähnliche,
cardialgische, kolikartige Zufälle, Blasenkrämpfe, kurz fast alle
Formen krampfartiger Zufälle zeigten sich. Der Vrf: hatte den
Arzneivorrath, von dem /nf. Valer. mit Moschus und Lig. Ammon,
succ. noch das Meiste leistete, erschöpft; ein anderer Arzt wie-
derholte in stärkern Gaben die von T. angegebenen Mittel; selbst
thierischer Magnetismus, für den T. früher immer sehr gestimmt
hatte, wurde, doch ebenfalls fruchtlos, versucht. Endlich führ-
ten‘ kalte Seebäder, die der Verf. zugleich mit dem andern Arzte
anrieth, nach mehr als 9monatlichen Leiden Heilung herbei. Bei
dieser Kranken nun beobachtete der Verf, einst im Laufe des
Krampfstadiums fast 14 Tage Anschwellung und Härte des rech-
ten Hypochondrium und der Regio epigastrica, die, bei Abgange
thonartiger Excremente, bei Schmerze, wenn man die angeschwol-
lenen Stellen berührte, bei heftigem Erbrechen und dem fast
etwas ikterischen Aussehen wohl Verdacht auf chronische Leber-
entzündung oder Leberphyskonie hätte erregen können. Doch
ging T. von der ein Mal gewählten krampfstillenden Methode
nicht ab und war so glücklich, wenn auch nicht durch krampf-
stillende Mixturen, Pillen, Aufgüsse und Abkochungen, doch
durch das rein dynamische Nervenunordnungen am besten besei-
tigende Mittel, das kalte Seebad, Pat. wiederherzustellen und
dadurch gewiss zu werden, dass die den Verdacht von Leberlei-
S ummearium d. Mediein. 1835. X. K{1]