IV. Chirurgie und Ophthalmologie, . 229
schon früher von THeven, sodann vön BRETONNEAU ‚' dieg Ver-
fahren ’angewendet wurde, so ward es doch vorzüglich durch
VELPEAU im Jahr 1826 einer allgemeinen Aufmerksamkeit theil-
haftig. - Das Mittel bewährte sich nach VeLPEAU, der seit dieser
Zeit eine Menge Versuche anstellte , und seine Erfahrungen theils
selbst bekannt machte, theils durch seine Schüler veröffentlichen
liess, 1) in acuten Kutzündungen der Extremitäten, 2) erysipela-
tösen‘ und 'ödematösen Geschwülsten, 3) gegen Entzündungen,
welche mitunter nach Venäsectionen oder grössern Operationen
erfolgen, und 4) gegen’ Verbrennungen ersten und zweiten‘ Gra-
des. In den 2 mitgetheilten Fällen war die Compression vonder
usgezeichnetsten Wirkung.‘ Dass der günstige Erfolg nicht etwa
zufällig ist, ergiebt sich daraus, dass sich nach zu zeitiger Ab-
nahe des Compressiv- Verbandes die Entzüudung sogleich auf
das 1eftigste verstärkt, und bei erneuertem Verbande ‘alsbald
wieder‘ ‚zu dem frühern Nachlass zurückkehrt. Die Compression
erfordert - indess ebenfalls gehörige Umsicht, muss nach Form
der Theile, nach Heftigkeit der Entzündung und Geschwulst
modificirt, bad stärker bald schwächer, bald von oben nach un-
ten, ‘bald von vınten nach oben, bald von den‘ Enden nach der
Mitte‘ hin vorgenommen werden. Bei jeder. Verschiebung des
Verbandes muss er erneuert und darf nicht früher weggelassen
werden, als bis sich die Entzündung völlig verloren hat.‘ Der
Verband muss je nach den Umständen bald mit diesen bald mit
jenen Flüssigkeiten befeuchtet werden. Bei plethorischen Sub-
jecten wird oft ein Aderlass erforderlich, DupuyTReEn und Rovux
bedienten sich der Compression ebenfalls mit Erfolg. [Bulletmn
gen. de Therapeutiqgue etc. Tom. VI, Pag. 301.] wo
238. Einfaches und sicheres Mittel, den dei
Aderlässen zuweilen mangelnden Blutausfluss aus
der geöffneten Vene zu befördern; von Dr. BurvdacH
in Triebel. Wie bekannt kommt es nicht selten vor, dass in
Krankheiten, wo allgemeiner Aderlass dringend angezeigt und
durch örtliche Blutentleerung nicht zu ersetzen ist, doch die ge-
öffneten Armvenen nicht die nöthige Blutmenge, ja bisweilen bei
sehr gestörter Respiration und Anhäufung des Bluts in den cen-
tralen Gefässstämmen und innern Organen nicht einen Tropfen
Blut geben, so dass man in die Höhlung der Vene hineinsehen
kann, ohne darin etwas von Bintströmung zu gewahren. In Fäl-
len der Art, wo Streichen, Reiben und Allee, was man zur Be-
lebung der Venencirculation anwendet, keinen Erfolg, oder doch
nur den hat, wenige Tropfen Blut mechanisch und fruchtlos her-
vorzupressen, bewirkt unfiehlbar gleichzeitige Compres-
sion der Gefässe des anderen Armes durch consensuelle
Erregung der gleichnamigen Venenstämme genügende und nach
Belieben reichliche Blutentleerung. Man umwinde den andern
Arm oberhalb des Ellenbogengelenkes da, wo beim Aderlasse
die comprimirende Binde angelegt wird, mit einer solchen, oder