Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

IV. Chirurgie und Ophthälmologie, 
einem‘ robusten Männe wär beim Aderlassen‘“ die Brachialarterie 
mit eingeschnitten worden. Tamponationen blieben zur Abwen- 
dung der drohenden WVerblutung unzureichend, indem die Hä- 
morrhagie stossweise immer heftiger wiederkehrte‘ und Türnikets 
wegen beträchtlicher Empfindlichkeit des ganzen Arms zu hef- 
tige Schmerzen erregten. ‘ Nach 3 Tagen kam der durch Blut- 
verlust‘ sehr geschwächte und dabei stark fiebernde Kranke in die 
Anstalt. Der verletzte linke Arm war fast aller willkührlichen 
Bewegung beraubt, von den Fingerspitzen bis zur Schulterhöhe 
bedeutend angeschwollen, - gegen Druck ungemein empfindlich, 
sehr gespannt, livid geröthet und fleckweise blau, die Tempera- 
tur überall erhöht. Von Pulsation der Brachialis und der Axil- 
laris fand sich nicht die geringste Spur und die Schläge der Ra- 
dialarterien fühlte man nur dunkel. Weit verbreitete, tiefe, durch 
die momentan nöthig gewesene Tamponation, welche das Vor- 
fliessen des Bluts aus der Hautwunde theilweise beschränkte, 
mehr und mehr begünstigte Extravasationen waren unter diesen 
Umständen bestimmt vorauszusehen und liessen vom zweckmäs- 
sigsten, auch noch so rationell ausgeführten Compressiv - Verfah- 
ren wenig hoffen. Dennoch versuchte : der. Verf, dasselbe‘, da 
auch der Gefässunterbindung manche wichtige Schwierigkeit ’ent- 
gegenstand. Es wurde demnächst der Zufluss des Bluts durch 
kräftigen Fingerdruck auf die Gegend des obern Theils der Arm- 
schlagader gehemmt und die fast 1 Zoll lange Wunde, in deren 
schmuzigem dunkelrothem Grunde man die einzelnen Theile durch- 
aus nicht von einander ‘unterscheiden konnte, hinlänglich gerei- 
nigt. Dann suchte man durch wiederholtes Streichen nach der 
Hautöffnung die Coagula möglichst zu entfernen, deckte dieselbe 
mit weichen Leinwandbäuschchen und legte Behufs der isolirten 
Zusammendrückung der verletzten Arterie das Compressorium 
des Vfs. an. Die Hämorrhagie stand während voller 24 Stun- 
den ganz. Länger aber ertrug Pat. bei schon hoch gesteigerter 
Empfindlichkeit des Arms den nöthigen Grad der Compression 
nicht; er wurde immer unruhiger, warf sich umher, und veran- 
Jasste durch unvermeidliche Verschiebung des Apparats nochma- 
lige Blutung. Da v. G. bei dem Charakter der weit verbreite- 
ten Entzündung Brand befürchtete, so verliess‘ erden einge- 
schlagenen Weg und beschloss die Ligatur der Brachialarterie. 
Den Stamm derselben fern von der Wunde höher am Arme, wo 
er dem innern Rande des M. Biceps näher liegt ,. zu umschlingen, 
war unter diesen Umständen nicht gerathen. Zwar ist diese Puls- 
ader in jener Gegend der Oberfläche nahe und also leicht aufzu- 
suchen, doch: nur wenn die angrenzenden Theile nicht wesent- 
lich verändert sind. Bei Entzündung, starker Geschwulst, tiefen 
Extravasaten und Mangel fühlbarer Pulsationen stösst man auf 
grosse Schwierigkeiten. Hier entgehen wichtige Unterscheidungs- 
merkmale der einzeln Gebilde, indem fast alle Theile ganz gleich- 
mässig dunkelroth aussehen, hier stört das bei solchen Congestiv-
	        
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