Full text: (10. Band = 1835, No. 1-No. 8)

IV. Chirurgie und Ophthalmologie. 
olıne dass sie indess unmittelbar bis unter die Oberfläche dersel- 
ben gingen. — Den zweiten Fall bot ein 25jähriges zartes, schwäch- 
liches. Mädchen dar, ‚das einen aus 3 von einander getrennten 
Abtheilungen bestehenden Iymphatischen Kropf seit der Kindheit 
haben sollte. Mittel aller Art hatten die Zunahme des Uebels 
nicht - aufgehalten, das so bedeutende Respirationsbeschwerden 
veranlasste, dass Pat. sehnlichst die Operation wünschte. . Der 
Vf. fürchtete von gleichzeitiger Ausrottung sämmtlicher Geschwül- 
ste eine für die Kranke zu heftige traumatische Reizung und be- 
stimmte sich daher vorläufig nur. zur isolirten Exstirpation des 
mittlern Lobus; zwar erinnerte er sich dabei an einen Fall, wo 
ein strumöser Seitenlappen wegen zu grosser Erschöpfung der 
Kranken während der Operation zurückgelassen werden musste, 
der gleich nach der Operation zunahm und 9 Wochen später so 
herangewachsen war, dass seine Ausschälung nicht länger aufge- 
schoben werden konnte. Doch gab v. G. seinen Plan nicht auf, 
da sich die in Rede stehende Kranke von jener besonders, da- 
durch unterschied, dass der mittlere, feste, pralle vor den Sei- 
tenlappen stark vortretende, sie an Grösse weit übertreffende Lap- 
pen Heerd des Uebels schien und die Constitution der Kranken es 
forderte, dass man es darauf ankommen liess, wie sich die seit- 
lichen Lappen nach Ausrottung des mittlern verhalten würden. 
Die Operation wurde im Ganzen wie die erste gemacht, nur dass 
der mit seiner Basis von der. vordern Fläche des Kehlkopfs wie 
der‘ Trachea leicht trennbare, mittlere Kropftheil ganz ausge- 
schält, dass beim Verbinden keine Charpie in die Halswunde ge- 
legt und die äusseren Wundlefzen durch Pflasterstreifen ziemlich 
genau vereinigt wurden. Die Nachcur hatte ‚nichts Besonderes 
und vor Ablauf der 6. Woche vernarbte die Wunde völlig und 
das. Mädchen verliess, von Respirationsbeschwerden ganz frei, 
das Institut. Die zurückgelassenen Seitenlappen verkleinerten sich 
von Woche zu Woche immer mehr, was die Wahrscheinlichkeit 
steigert, dass das krankhafte Leben meist vom mittlern Lobus 
ausgegangen seyn möchte, Vielleicht trug aber auch zum Schwin- 
den der Seitenlappen die grosse, zwischen beiden bewirkte mit 
Beeinträchtigung des Gefässzusammenhanges verbundene Wunde 
wesentlich bei, durch die zugleich durch im Umkreise verbrei- 
tete traumatische Entzündung bedeutende Gefässobliterationen ent- 
standen seyn konnten. [v. Gräfe’s u. v. Walther’s Journ, f. Chir. 
u. Augenh., Bd. 22, Hft. 3.} 
236. Unterbindung der Armpulsader im Cubi- 
talgelenke; aus dem Berichte über das klin. chir. augenärztl. 
Institut zu Berlin für 1833 v. G. R. Dr. v. Grare. Die durch 
Hunrer’s glückliche Behandlung von Poplitealanenrysmen ange- 
regte Vorliebe für Unterbindungen der Gefässstämme fern von 
der Erkrankungs- oder Verwundungsstelle führte Manche zu weit, 
Dass dieses überausschätzenswerthe Verfahren doch in bestimmte 
Grenzen zurückzuweisen ist, lehrt von neuem folgender Fall:
	        
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