314 III. Materia medica und Toxikologie,
bald von Andern in Fällen der Art versucht werden, besonders
da die acnst gewöhnlichen Mittel gegen derartige Uebel keine
starken Waffen sind. Die Cautelen bei Anwendung des Helleb,
ergeben sich aus der pharmakodynamischen Stellung desselben
von selbst, [Med. Correspondenzblatt d. württ, ärztl. Vereins,
Bd. IV, Nr. 18.]}
226. Ueber ein neues Purgirmittel bei Kindern
und dessen Anwendung in verschiedenen Krankhei-
ten; von Coxstanrt. Cony, Arzt an einem Londoner Entbin-
dungshospitale, fand oft grosse Schwierigkeiten, wenn Kinder
Purgirmittel erhalten sollten, und da er wusste, dass manche
Kraukheiten durch die Anstrengungen, womit Kinder Mittel, die
ihnen zuwider sind, von sich abwehren, verschlimmert werden,
kam er darauf, das Crotonöl in folgender neuer Form anzuwen-
den: PR. Ol. Croton, gtt.ij, Sacch, alb. 5ij, G. arab. 5%, Tinct,
Cardam. min. 3%, Aq. dest. q. s. u. f. pot. 3j%. Von dieser Mi-
schung gab er alle 3 oder 4 Stunden 2 oder 3 Kaffeelöffel voll,
bis reichliche Ausleerungen erfolgten. Dieses Mittel hatte da,
wo es darauf ankam, schnelle und viele reichliche Stuhlgänge zu
bewirken, wunderbaren Erfolg. Es wurde ohne Widerwillen ge-
nommen und wirkte sehr gut, besonders sah Cory davon gros-
sen Nutzen bei Gehiru- und Brustkrankheiten. Bisweilen brachte
es leichtes Erbrechen hervor, doch ist dies in den genannten
Uebeln heilsam, und nie sah mau übele Wirkungen von dieser
Potion. — Zu Paris hat man im Höpital des Enfans malades
unter BAUDELOCAQUE auf der Mäüdchenabtheilung damit Versuche
gemacht. Man gab es in 3 Monaten 20 Kranken von 2—15
Jahren. Von diesen 20 Kranken litten. 2 an Hirncongestion, 3
an Veitstanz, 3 an chronischer Augenentzündung, 3 an Bronchi-
tis, 1 an Pneumonie, 2 an Ascites und 6 endlich waren Recon-
valescenten von Masern. Die Potion wurde, wie angegeben, be-
reitet, nur setzte man statt der in der Spitalapotheke nicht vor-
räthigen Cardamomtinctur Zimmt- und Anistinctur dazu. Man
wendete sie bei den ältesten Kranken an, die möglichst auf die
Wirkung achten mussten. Keine derselben fand den Geschmack
des Mittels unangenehm, alle nahmen es ohne den geringsten
Widerwillen, und nur 2 empfanden im Halse Brennen, wie beim
Kinnehmen der verschiedenen Crotonölpräparate bemerkt wird.
In der Hälfte der Fälle fand Erbrechen Statt, und zwar stellte
sich dies bald sogleich nach dem ersten Einnehmen, bald nach
den folgenden ein. Bei denjenigen Kranken, die sich gebrochen
hatten, waren die Stuhlgänge nicht 8o zahlreich. Die Zahl der-
selben wechselte von 4— 12 und künstlicher, durch dieses Mit-
tel bewirkter Durchfall hörte meist binnen 24% Stunden auf. Bei
2 Kranken hielt derselbe 3 Tage an, wurde aber im Verhält-
nisse der Dauer immer gelinder. Bei allen Kranken ging den
Ausleerungen Kollern vorher, Einige litten an vorübergehenden
Koliken und leichter Beängstiguug im Epigastrium, aber nie nahm