394 11 Pathologie, Therapie und medieinische Klinik.
wärts , nach dem Magenmunde zu ebenfalls in der grossen Cur-
vatur kam ein kreisrundes, kreuzergrosses Loch, das aber erst
die Mucosa ganz und die Muskelhaut halb durchdrungen hatte,
zo dass die Hälfte vom dieser und der Peritonealüberzug allein
noch widerstanden, zum Vorschein. Auch hier sah man nichte
von Entzündung oder Verschwärung, so wie denn die ganze in-
nere Fläche des Magens blass, faltenreich und normal war, bis
zum Fundus, wo sie in Ausdehnung einiger Quadratzolle choco-
lateartige doch leicht abzuwaschende Färbung zeigte. Sonst nahm
man nichts von Bedeutung wahr. — Auffallen muss es, dass sich
hier so bedeutende krankhafte Beschaffenheit des Magens in so
hohem Grade entwickeln konnte, ohne dass namhafte Digestions-
beschwerden, besonders Magenschmerzen, empfunden wurden.
Auch die Art und Weise der Durchlöcherung ist eigenthümlich.
Abgesehen von der scharf ausgeschnittenen runden Form des Lo-
ches, die gewöhnlich eine solche ist, ist sie dies‘ hesonders des-
halb, weil die Magenhäute an den sie umgebenden Rändern nicht
erweicht und aufgelockert, sondern eher etwas verdichtet waren,
ohne Spur von Entzündung oder Verschwärung, wie dies beson-
ders in der, erst in Entwickelung begriffenen, halbdurchgedrun-
genen Perforation bemerkbar war.‘ Auch der die mittlere Schicht
der Ränder des obern Loches umziehende Kreis von schwarzem
Pigmente ist ungewöhnlich. Zweifelsohne fällt das endliche Durch-
brechen der Veffunng mit dem Momente zusammen, in dem
Pat. die wüthenden Bauchschmerzen hekam und der Mageninhalt
ergoss sich sofort und in Menge im die Bauchhöhle, weshalb
auch der Schmerz den ganzen Unterleib einnehmen und sogar
ein Brustleiden simuliren konnte. Die Foige hiervon war die ge-
wöhuliche, schnell tödtliche: Peritonitis. Ob die‘ Spulwürmer
noch im Leben, oder erst nach dem Tode aus dem Magen ge-
krochen sind, bleibt unentschieden, ist aber‘ auch ganz gleich»
gültig, da sie wohl Niemand für Ursache. der Durchlöcherung
des Mageus halten wird. {Meid. Correspondenzblatt d. würtl.
ärztl. Vereins, Bd. IV, Nr. 21.]
219. Ruptura vesicde urinariae spontanea; vom
Dr. Haurr in Bessigheim. Ein 26jähriger, wohlgebauter, an-
scheinend gesunder Soldat hatte eine Nacht und den folgenden
Vormittag durchbankettirt und vielen neuen, damals gerade in
stärkster Gährung befindlichen: Wein‘ getrunken. Mittags 1 Uhr
wurde er, im Wirthshause am Tische sitzend, plötzlich von 8o
heftigen Leibschmerzen befallen, dass er sich zu Boden wälzte
und laut schrie, er müsse sterben. Man brachte ihn’ in ein er-
wärmtes Bett und bedeckte den Bauch mit warmen Tüchern, doch
Pat. jammerte in einem fort und wälzte sich im Bette. Eine
Oelemulsion, die ein Wundarzt verordnete, linderte die Schmer-
zen in so weit, dass man den Kranken nach Hause bringen konnte.
Nach 9 Uhr Abends sah ihn H. Er war noch ziemlich betrun-
ken, lag unbeweglich auf dem Rücken und klagte über entsetz-