IV. Chirurgie und Ophthalmologie, 869
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Jag es ganz nahe, die Geschwulst für Psendoerysipelas zu halten,
und als dieselbe erweicht war und fluctuirte, wurde durch einen
mehr als 14 Zoll langen Einschnitt dem Eiter Ausfluss verschafft.
Anfangs ging Alles nach Wunsche, bald aber verschlimmerte sich
das Allgemeinbefinden, während die Wunde unrein wurde und
mehrere der durch das Pseudoerysipelas gelösten Hautlappen
brandig abstarben. Bald gelang es für kurze Zeit diese übten
Symptome zu beseitigen und die Wunde in ein gutartig granuli-
rendes Geschwür umzuwandeln, doch kamen nach einiger Zeit
die frühern gastrischen Beschwerden wieder zum Vorschein, das
Geschwür wurde durch brandige Zerstörung beträchtlich grösser,
das hektische Fieber steigerte ‚sich zur Febris continua remit-
tens und die Kräfte gingen durch colliquative Schweisse und par-
enchymatöse Blutungen aus den corrodirten Gefässen immer mehr
verloren. Zugleich nahmen allgemeine Muthlosigkeit und Furcht-
samkeit des Kranken sehr zu, und ob auch von Operation nicht
gesprochen worden war, so fasste ihn die Furcht vor einer Am-
putation so, dass er an Selbstmord dachte und sich am 8. Juni,
Abends gegen‘ 10 Uhr plötzlich aus dem Fenster neben seinem
Bett rücklings 2 Stock hoch herabstürzte. Besinnungsios wurde
er wieder hinanfgebracht., Puls und Respiration waren zuerst
kaum bemerxvar, doch zeigte sich jener bald klein, schwach und
in einander laufend und auf Analeptica kehrte das Bewusstseyn
wieder, Eine frische Verwundung war nirgends zu sehen, da-
gegen trat an der Wirbelsänle der Dornfortsatz des ersten Len-
denwirbels beträchtlich hervor und unter dieser Hervorragung
nahm man eine 1 Zoll lange Vertiefung wahr, unter der der fol-
gende Dornfortsatz wieder im Verhältniss zu den übrigen sehr
hervorragte. Dass der Dornfortsatz des ersten Lendenwirbels,
ebenso wie die schiefen Fortsätze desselben, mit dem Wirbel-
körper normal und fest verbunden waren, war leicht zu fühlen,
und da man nun unmittelbar darunter die erwähnte über + Zoll
tiefe Vertiefnug sah, die nur dadurch entstanden schien, dass der
2, Lendenwirbel beträchtlich nach vorn gerückt war, so vermu-
thete man im ersten Augenblicke eine Luxation des ersten Len-
denwirbels in der Verbindung mit dem 2. nebst Zerreissung der
Bänder. Pat. wurde daher nach einigen Repositionsversuchen,
die bei gehöriger Streckung des Rückgraths ihren Zweck erreicht
zu haben schienen‘, durch untergelegte Kissen passend gelagert,
worauf das Bewusstseyn völlig zurückkehrte und die Lähmung
der untern Extremitäten, die während des bewusstlosen Zustun-
des zugegen zu seyn schien, nicht mehr vorhanden war. Auf
dem Rücken ausgestreckt liegend konnte Pat. die Beine einzeln,
oder beide zugleich in die Höhe heben und hatte durchaus keine
Schmerzen, auch gingen weder Urin und Koth mnwillkührlich ab,
noch war Urinverhaltung zugegen, kurz, so lange Pat. ruhig lag,
war durchaus nichts Krankhaftes zu bemerken. Wurde er aber
im Bette in die Höhe gerichtet, so klagte er über sehr heftige,
Summarium d. Mediein. 1835. X. 24