[II Materia medica: und Toxikologie.
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ihn durchaus der Aufmerksamkeit der Aerzte, weil sie nie be-
denkliche oder gar gefährliche Störungen hervorbringen. Anfangs
erbrechen sich die Kranken häufig, doch ohne Anstrengung und.
ohne tiefere Verletzung der Verdauung; nach einigen Tagen stellt
sich aber dafür Durchfall ein, der zuerst 6—#8 Mal täglich er-
fo!gt und zuweilen von mössigen Kolikschmerzen begleitet wird,
später aber nur 2—3 Mal des Tags wiederkehrt, breiartig wird
und 80 lange anhält, als der Indigo genommen wird, doch ohne
Appetit und Verdauung zu stören. Die heilsame Reaction des
Nervensystems auf den Indigo giebt sich häufig oft dadurch zu
erkennen, dass die epileptischen Anfälle zuerst oft wiederkehren
und intensiver, dann aber immer seltener und gelinder werden,
bis sie zuletzt ganz aufhören. Die Functionen des animalischen
Nervensystems und des Kreislaufs erfolgen dabei ungestört; es
scheint daher, als ob die Wirkung des Indigos in allmählicher
Umstimmung des Vegetationsprocesses in den Nerven begründet
sey. Da der Indigo als reines Pulver sehr unangenehm ist, so
wurde er am häufigsten als Latwerge mit Pulv. aromaticus ge-
gegeben. Zuerst gab man Dosen von 1 Scrupel, stieg aber bald
zu einer Drachme und darüber, so dass täglich 4—1 Unze olıne
Beschwerde Monate lang genommen werden konnten. [Medie,
Zeit. v. Vereine f. Heilk. in Preussen, 1835. Nr. 6.]
194. Ueber die mit dem Krtractum papaveris
somniferi angestellten Curversuche; ans einem amtli-
chen Berichte mitgetheilt von L. In der Charite zu Berlin wur-
den auf der Abtheilung für innerliche Kranke durch Prof. Dr.
WonrrFr Versuche über die Wirksamkeit eines an das Königl. Mi-
nisterium der Medieinal-Angelegenheiten eingeschickten, aus der
inländischen Mohnpflanze bereiteten Extracts angestellt. Es war
dasselbe angeblich aus den 14 Tage nach der Blüthe eingesam-
melten Köpfen, Blättern und Stengeln des bei Berlin ‘gebauten
Feldmohns nach der in der Preuss. Pharmakopöe für narkotische
Extracte vorgeschriebenen Weise gefertigt worden. Drei Pfund
der ganzen Pflanze hatten 6 Drachmen KExtract geliefert. Die
eingesendete nur geringe Quantität von 2 Drachmen sah dunkel-
grün aus und hatte gar keinen narkotischen, sondern nur dem
den frischen bittern Extracten eigenthümlichen Geruch bei übri-
gens geringem bitterm Geschmacke. Da man es als vorzüglich
wirksam bei Ruhr, Brechdurchfall, Stickhusten, Lungenkatarrh und
überall da anempfohlen hatte, wo man hinsichtlich der Wahl zwi-
schen Opium und Kxrtract, hyosc. in Zweifel seyn könnte, so
wurde es gegen heftigen quälenden Husten, Durchfall und Schlaf-
losigkeit und zwar, um die Gabe möglichst genau bestimmen zu
können, in Pulverform gegeben und zwar 2 Mal gegen Durchfall,
Abends zu 2 bis allmählich zu 4 Gr. doch ohne allen Erfolgs;
4 Mai gegen Husten zu 2 bis 4 Gr. und zwar bei 2 Kranken
anfangs mit abwechselnd gutem, doch nicht andauerndem, bei
den beideu andern Kranken aber.ohue den mindesten güustigen